Service- und Vernetzungsstelle
für Gleichstellungsbeauftragte in Rheinland-Pfalz

Die dbb frauen Chefin Milanie Kreutz stellte mit Blick auf den Equal Pay Day fest: „Gendersensible Software-Lösungen und KI-Anwendungen könnten die Leistung von Beschäftigten objektiver abbilden denn je. Das birgt die Chance, geschlechtsspezifische Voreingenommenheit zu erkennen und deren Folgen – also auch geschlechterbedingte Verdienstunterschiede – systematisch anzugehen. Deshalb sollten wir auch im öffentlichen Dienst offen über gleichstellungsfördernde digitale Tools diskutieren. Denn hier sind es vorrangig klassische Rollenvorstellungen, die zu Entgeltunterschieden führen.“

Intelligente Systeme könnten insbesondere bei der vergleichenden Leistungsbewertung, die im öffentlichen Dienst ausschlaggebend für Beförderungen und Höhergruppierungen ist, frühzeitig auf Diskriminierungen hinweisen. Kreutz weiter: „Noch immer werden Bewertungskriterien angesetzt, die Arbeitszeit vor Leistung stellen. Vor allem die Leistung von Teilzeitkräften, die überwiegend weiblich sind, wird signifikant schlechter bewertet. Bedauerlicherweise gibt es hierzu bisher keine übergreifenden statistischen Auswertungen. Mit Hilfe von intelligenten Algorithmen-basierten Analysetools könnte die nötige Transparenz geschaffen werden, um dem Problem endlich auf den Grund zu gehen.“

Kreutz warnte aber vor überhastete Schritte: „Solche tiefgreifenden Prozesse müssen eng von Personal- und Betriebsräten sowie Gleichstellungsbeauftragten begleitet werden. Denn KI-basierte Systeme, wie fast jede Software, werden vor allem von Männern programmiert. Problemlösungen werden folglich auch aus einer männlich zentrierten Perspektive entwickelt und somit besteht ein hohes Risiko, dass systemische Benachteiligungen von Frauen reproduziert werden. Zusätzliche ungewollte Nachteile für Frauen könnten aber auch entstehen, wenn bei Personalentscheidungen unreflektiert auf Datensätze zurückgegriffen wird. Besonders kritisch ist das in Bereichen, in denen kaum Frauen tätig sind und die Referenzwerte fast ausschließlich von männlichen Beschäftigten stammen.“

Quelle: dbb frauen newsletter – Nr.07/2022