Service- und Vernetzungsstelle
für Gleichstellungsbeauftragte in Rheinland-Pfalz

„Die meisten in der Corona-Krise systemrelevanten Berufe sind frauentypisch“

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„Die meisten in der Corona-Krise systemrelevanten Berufe sind frauentypisch“

04.06.2020

Das Institut der deutschen Wirtschaft (IW) macht in einer aktuellen Studie darauf aufmerksam, dass die meisten der in der Corona-Krise systemrelevanten Berufe als „typische Frauenberufe“ gelten. Eine Ausnahme mache lediglich der Bereich „Land- und Forstwirtschaft“.
Im Bereich „Biowissenschaftler und Mediziner“, der Medikamentenforschung und die Behandlung Erkrankter umfasse, habe sich der Frauenanteil von 44,6 % in 2003 um 2,6 Prozentpunkte auf 47,2 % in 2017 erhöht. Eindeutiger sei die Entwicklung bei den Gesundheitsfachkräften. Hier habe sich der Frauenanteil in demselben Zeitraum von 76,6 % um 4,0 Prozentpunkte auf 80,6 % erhöht. Ganz anders sei die Lage im Bereich „Land- und Forstwirtschaft und Fischerei“, in dem der relativ niedrige Frauenanteil von 25,6 % (2003) um -1,5 Prozentpunkte auf 24,1 % in 2017 weiter abgesunken sei. Hier seien 3 von 4 Beschäftigten männlich.

Quelle: fpd 758

Aufruf von 20 bundesweit aktiven Frauenverbänden: „Wann, wenn nicht jetzt!“

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Aufruf von 20 bundesweit aktiven Frauenverbänden: „Wann, wenn nicht jetzt!“

04.06.2020

Mit einem gemeinsamen Aufruf „Wann, wenn nicht jetzt!“ haben sich zwanzig bundesweit aktive Frauenverbände und Gewerkschaften an Bundesregierung und Arbeitgeber mit Forderungen zur Gleichstellungspolitik gewandt. So heißt es: „Wann, wenn nicht jetzt“ werde deutlich, „welches die Jobs sind, die das Überleben sichern und die unter Bedingungen der Corona-Pandemie als systemrelevant gelten“. Es seien die sogenannten „Frauenberufe“, die in Deutschland schlecht bezahlt und häufig unter schwierigen Arbeitsbedingungen erledigt würden. „Wann, wenn nicht jetzt“, werde deutlich, dass die Minijobs, in denen überwiegend Frauen arbeiteten, in die Armut führen, zumal diese Frauen kein Kurzarbeitergeld erhielten, weil sie nicht in die Arbeitslosenversicherung einzahlen.

Der Aufruf macht auch aufmerksam auf die Gefährdung der Frauen durch häusliche Gewalt, ihre doppelte Belastung durch Beruf und Care-Arbeit in den Familien sowie auf die besonderen Probleme von alleinerziehenden und geflüchteten Frauen.

Forderungen an die Politik:

  • „die finanzielle Aufwertung der Berufe in den Bereichen Pflege, Gesundheitswesen, Erziehung und Einzelhandel und eine Verbesserung der Arbeitsbedingungen. Dem Applaus und den Ankündigungen von Sonderboni müssen endlich eine ordentliche Tarifbindung und eine Erhöhung der Einkommen folgen.
  • die Abschaffung der Sonderregelungen für geringfügige Beschäftigung.
  • bundesweit einheitliche rechtliche Rahmenbedingungen und die Gewährleistung einer bedarfsgerechten und flächendeckenden Versorgung mit Beratungsstellen und Gewaltschutzeinrichtungen sowie eine Finanzierung, die allen Frauen und Kindern Schutz, Unterstützung und Beratung selbstkostenfrei ermöglicht.
  • Steuer-, Sozial- und Familienleistungen so aufeinander abzustimmen, dass sie zu einer tatsächlichen finanziellen Verbesserung für Frauen, insbesondere für Alleinerziehende führen.
  • Rahmenbedingungen und Arbeitszeiten zu schaffen, die es Müttern und Vätern ermöglicht, sich die Care-Arbeit gerecht zu teilen.
  • einen effektiven Gewaltschutz und unabhängige Beschwerdesysteme für geflüchtete Frauen und Männer in allen Gemeinschaftsunterkünften.
  • die Ausstattung von Gemeinschaftsunterkünften mit einem stabilen WLAN, um Teilhabe an Bildung und Beratungsangeboten sicher zu stellen.“

Quelle: fpd 758

„Traditionelle Rollenbilder verfestigen sich durch die Corona-Pandemie“

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„Traditionelle Rollenbilder verfestigen sich durch die Corona-Pandemie“

27.05.2020

Die Landesarbeitsgemeinschaft kommunaler Frauen- und Gleichstellungsbüros Niedersachsen(lag) befürchtet, dass sich durch die Corona-Pandemie traditionelle Rollenbilder verfestigen könnten. Schon bisher leisteten Frauen durchschnittlich 1 ½ Stunden täglich mehr unbezahlte Arbeit als Männer, mit der Folge erheblicher Nachteile durch Teilzeitarbeit, geringere Einkommen, niedrigere Renten und Altersarmut. Jetzt fordere die Corona-Krise einen „deutlichen zeitlichen Zuwachs an familiärer Sorgearbeit“. Die lag befürchte, „dass dieses ‚Mehr‘ ganz selbstverständlich von Frauen erwartet und überwiegend von ihnen geleistet“ werde.
Wörtlich heißt es in der Erklärung der lag: „Mit Nachdruck weist die lag auch darauf hin, dass die Aufwertung von Frauenberufen jetzt absolute Priorität haben muss. Diese Forderung steht ja schon lange im Raum, hat aber nun eine ganz neue gesellschaftliche Bedeutung bekommen. Denn in der Krise hat sich gezeigt, worauf es wirklich ankommt. Die systemrelevanten Berufe sind in den Blick gerückt, diejenigen, ohne die es nicht mehr läuft. Mehr denn je ist es erforderlich, für bessere Arbeitsbedingungen und eine angemessene Bezahlung in diesen Berufen zu sorgen.“

Quelle: fpd 757

„Für einen Ort, wo die Gleichstellung der Geschlechter visionär gedacht wird“

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„Für einen Ort, wo die Gleichstellung der Geschlechter visionär gedacht wird“

27.05.2020

Das „Bundesinstitut für Gleichstellung“, das in diesem Jahr gegründet werden soll, um sich – wie im Koalitionsvertrag vereinbart – „wissenschaftlich fundiert insbesondere Fragen der gerechten Partizipation von Frauen in Gesellschaft, Politik und Wissenschaft“ zu widmen, sollte nach Ansicht des Deutschen Frauenrats (DF) „die Umsetzung des Gleichstellungsauftrags aus dem Grundgesetz jenseits aktueller politischer Vorhaben und Wahlperioden im Blick haben und deshalb unabhängig aufgestellt sein“. DF-Geschäftsführerin Anja Nordmann: „Zu den zentralen Aufgaben gehören aus Sicht des DF sowohl die Bündelung, Erhebung und Vermittlung von Fachwissen als auch die Entwicklung politischer Maßnahmen und Strategien. Für eine konsistente Frauen- und Gleichstellungspolitik sind über die Legislaturperioden hinweg stabile Strukturen und Strategien erforderlich. Deshalb brauchen wir in Deutschland einen Ort, wo die Gleichstellung der Geschlechter visionär gedacht wird und der Politik, Verwaltung und Wirtschaft Dialog und Beratung angeboten werden.“

Quelle: fpd 757

„Systemrelevante Berufe werden mehrheitlich von Frauen ausgeübt“

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„Systemrelevante Berufe werden mehrheitlich von Frauen ausgeübt“

18.05.2020

In einer aktuellen Untersuchung des Deutschen Instituts für Wirtschaftsforschung (DIW) (Berlin) kommen Forscherinnen zum Ergebnis, dass sich in Zeiten der Corona-Krise zeigt, dass bestimmte Berufsgruppen und Bereiche des öffentlichen und sozialen Lebens systemrelevant seien. Dazu würden bspw. das Gesundheitswesen, die innere Sicherheit, die Grund- und Lebensmittelversorgung, Kindernotbetreuung oder der Erhalt der Verkehrs- und IT-Infrastruktur zählen. Weiter heißt es: „Die große Mehrheit der als systemrelevant definierten Berufe weist jedoch außerhalb von Krisenzeiten ein geringeres gesellschaftliches Ansehen sowie eine unterdurchschnittliche Bezahlung auf. Darüber hinaus zeigt sich, dass systemrelevante Berufe mehrheitlich von Frauen ausgeübt werden. Die Diskrepanz zwischen gesellschaftlicher Unverzichtbarkeit und tatsächlicher Entlohnung – gemessen am Stundenlohn und beruflichem Prestige – ist in Krisenzeiten besonders offensichtlich.“

Quelle: fpd 757

„Das neue Schlagwort heißt ‚systemrelevant‘“

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„Das neue Schlagwort heißt ‚systemrelevant‘“

18.05.2020

Der Deutsche Frauenrat (DF) veröffentlichte eine 4-seitige Stellungnahme unter dem Titel „Frauen in der Corona-Krise“:
Eingangs heißt es: „Wir befinden uns mit der Corona-Pandemie in einem Ausnahmezustand, der deutlicher denn je bestehende Ungleichheiten zwischen den Geschlechtern sichtbar werden lässt. Für alle ist spürbar, dass Frauen unsere Gesellschaft in dieser Krise zusammenhalten. Doch trotz all ihrer Leistungen im Beruflichen wie im Privaten ist schon jetzt zu befürchten, dass Frauen bei den Maßnahmen zur Abmilderung der Krisenfolgen ins Hintertreffen geraten. Der Deutsche Frauenrat fordert deshalb eine geschlechtergerechte Krisenpolitik, die sicherstellt, dass die dafür eingesetzten Steuermittel gleichermaßen bei Frauen wie bei Männern ankommen. Auch oder gerade in der Krise trägt ein geschlechtergerechter Bundeshaushalt zu einer gesamtgesellschaftlichen Stabilisierung bei.“
Der DF trifft folgende Feststellung: „Die Corona-Krise macht deutlich: Ein System, das maßgeblich von den Schlechtbezahlten, Doppelbelasteten und von Gewalt Bedrohten zusammengehalten wird, arbeitet schon im Normalbetrieb an seiner Belastungsgrenze. Aus Corona lernen muss deshalb heißen, die systematische Ungerechtigkeit zwischen den Geschlechtern abzubauen. Grundvoraussetzung dafür ist eine geschlechtergerechte Verteilung der Mittel in allen öffentlichen Haushalten. In Zeiten der Pandemie hätte eine ressortübergreifende Gleichstellungsstrategie, die alle Entscheidungsebenen verpflichtet, Gleichstellung als Querschnittsthema in ihren Vorhaben und Projekten zu berücksichtigen, viel Gutes bewirkt. Nach der Krise muss sie kommen. Der Deutsche Frauenrat wird darauf achten und erst recht nach dieser Krise eine wirksame strukturelle Gleichstellungspolitik einfordern.“

Quelle: fpd 757