Service- und Vernetzungsstelle
für Gleichstellungsbeauftragte in Rheinland-Pfalz

„Frauen erfüllen seltener die Voraussetzungen bei der unbefristeten Niederlassung“

Im Magazin „IAB-Forum“ des Instituts für Arbeitsmarkt- und Berufsforschung (IAB) steht, „Frauen erfüllen seltener als Männer die Voraussetzungen bei der unbefristeten Niederlassung“, bezogen auf das 2016 in Kraft getretene Integrationsgesetz, das die sogenannte „Niederlassungserlaubnis“ regelt. Das Gesetz schreibe u. a. vor, dass „Asylberechtigte und anerkannte Flüchtlinge Sprachkompetenz in Deutsch nachweisen und ihren Lebensunterhalt weitgehend eigenständig sichern müssen“, um einen „unbefristeten Aufenthaltstitel“ zu erlangen, der Voraussetzung für eine Einbürgerung sei. Laut IAB „ist diese Regelung insbesondere für Mütter und unverheiratete Frauen nachteilig“, wie eine Befragung aus dem Jahr 2020 beweise. Bei dieser hätten nur 50 Prozent der Frauen mit Kindern und 58 Prozent der Frauen ohne Kinder gegenüber 71 Prozent der Männer mit Kindern und 70 Prozent der Männer ohne Kinder angegeben, einen Integrationskurs des Bundesamts für Migration und Flüchtlinge, durch den man für die „Niederlassung“ geforderte Kenntnisse erwerben könne, erfolgreich abgeschlossen zu haben. Über die geforderte Deutschkompetenz verfügten nur 17 Prozent der potenziell betroffenen Frauen mit minderjährigen Kindern im Haushalt und 23 Prozent der Frauen ohne Kinder gegenüber 27 Prozent der Männer mit Kindern und 32 Prozent der Männer ohne Kinder. Zudem seien 38 Prozent der betroffenen Männer, aber nur 10 Prozent der Frauen 2020 erwerbstätig gewesen; besonders selten verheiratete Mütter mit 7 Prozent. Da verheiratete Frauen aber den für die „Niederlassung“ erforderlichen „eigenständig gesichertem Lebensunterhalt“ über ihren erwerbstätigen Ehemann nachweisen könnten, sei für unverheiratete Frauen die Chance auf „unbefristete Niederlassung“ deutlich geringer, heißt es vom IAB, das dazu rät, über eine „rechtliche Härtefallregelung“ nachzudenken, die Ausländerbehörden Entscheidungsspielräume eröffne, „um besondere Lebensumstände weiblicher Flüchtlinge, wie den Verlust des Partners oder die alleinige Sorge um Kinder berücksichtigen zu können“.

Weitere Informationen: www.iab-forum.de/gender-gap-bei-der-unbefristeten-niederlassung-gefluechteter-frauen-erfuellen-seltener-die-voraussetzungen-als-maenner/

Quelle: fpd 825

Weibliche Erstsemester in MINT-Studienqängen 2021 auf Höchststand

Während der Anteil der Studienanfänger*innen in MINT-Fächern im Studienjahr 2021 insgesamt um 6,5 Prozent sank, stieg der Frauenanteil in den ersten Fachsemestern der MINT-Studiengänge mit 34,5 Prozent auf Höchststand, wie das Statistische Bundesamt (Destatis) mitteilte. Dabei gebe es große Unterschiede zwischen den Fächern. So habe 2021 der Studiengang Innenarchitektur mit 88,2 Prozent den höchsten Frauenanteil nachweisen können, der Studiengang Stahlbau mit 2,2 Prozent hingegen den niedrigsten. In Informatik habe der Anteil der weiblichen Erstsemester bei 21,8 Prozent gelegen. Insgesamt hätten 2021 mit einem Anteil von 52,4 Prozent mehr Frauen als Männer ein Studium begonnen. Hinsichtlich des Frauenanteils an Bachelorabschlüssen im Mint-Bereich bilde Deutschland mit 22 Prozent EU-weit das Schlusslicht, laut Daten der EU-Statistikbehörde Eurostat. An der Spitze stünden Griechenland und Schweden mit je 41 Prozent. Unter den MINT-Masterabschlüssen stünden Rumänien (49 Prozent) und Polen (46 Prozent) beim weiblichen Anteil vorne und Österreich (32 Prozent) hinter Belgien (31 Prozent) und Deutschland (34 Prozent) am Schluss.
Quelle: fpd 825

„Medizinische Fachangestellte“ wieder Spitzenreiter der Ausbildungsberufe für Frauen

Zum zweiten Mal in Folge haben Frauen in der dualen Berufsausbildung bundesweit die meisten neuen Ausbildungsverträge im Beruf der „Medizinischen Fachangestellten“ abgeschlossen, wie Auswertungen des Bundesinstituts für Berufsbildung (BIBB) über abgeschlossenen Ausbildungsverträgen zeigen. Mit 16.656 neuen Verträgen habe sich der Beruf auf Platz ersten der „Rangliste 2022 der Ausbildungsberufe nach Anzahl der Neuabschlüsse – Frauen“ vor der „Kauffrau für Büromanagement“ mit 16.116 neuen Verträgen behaupten können, gefolgt von der „Zahnmedizinische Fachangestellten“, der „Verkäuferin“, der „Kauffrau im Einzelhandel“ und der „Industriekauffrau“. Insgesamt hätten 2022 in diesen sechs Berufen 42 Prozent der betroffenen jungen Frauen neue Ausbildungsverträge abgeschlossen.
Bei den jungen Männern liege bei der dualen Ausbildung der „Kraftfahrzeugmechatroniker“ weiterhin unangefochten an der Spitze, gefolgt vom „Fachinformatiker“, „Elektroniker“ und dem „Anlagenmechaniker für Sanitär-, Heizungs- und Klimatechnik“.
In der Rangliste der Ausbildungsberufe nach Neuabschlüssen insgesamt habe der Beruf „Fachmann/-frau für Restaurants und Veranstaltungsgastronomie“ (zuvor: Restaurantfachmann/-frau) mit 16 Plätzen den größten Sprung nach vorne gemacht und die Neuabschlüsse fast verdoppelt.
Weitere Informationen: www.bibb.de/de/167219.php
Quelle: fpd 825

„Frauen haben im Jahr 2022 in Deutschland pro Stunde im Schnitt 18 Prozent weniger verdient“

Das Statistische Bundesamt (DESTATIS) teilte mit, dass „Frauen im Jahr 2022 in Deutschland pro Stunde durchschnittlich 18 Prozent weniger verdient [haben] als Männer.“ Frauen erhielten demnach mit 20,05 Euro einen um 4,31 Euro geringeren Bruttostundenverdienst als Männer (24,36 Euro). Im langfristigen Vergleich sank der unbereinigte Gender Pay Gap: Zu Beginn der Messung im Jahr 2006 betrug der geschlechterspezifische Verdienstabstand noch 23 Prozent. Nach wie vor ist der unbereinigte Gender Pay Gap in Ostdeutschland deutlich kleiner als in Westdeutschland: In Ostdeutschland lag er im Jahr 2022 bei 7 Prozent, in Westdeutschland bei 19 Prozent (2006: Ostdeutschland: 8 Prozent, Westdeutschland: 24 Prozent).
Für 2022 hat das Statistische Bundesamt die Ursachen des Verdienstunterschieds zwischen Frauen und Männern erstmals anhand der neuen Verdiensterhebung analysiert: „Ausgehend vom unbereinigten Gender Pay Gap (2022: 18 Prozent) lassen sich rund 63 Prozent der Verdienstlücke durch die für die Analyse zur Verfügung stehenden Merkmale erklären. Die wichtigsten Ursachen für den Verdienstabstand sind demnach zum einen darauf zurückzuführen, dass Frauen häufiger als Männer in Branchen, Berufen und Anforderungsniveaus arbeiten, in denen schlechter bezahlt wird. Zum anderen arbeiten Frauen häufiger in Teilzeit, was auch mit geringeren durchschnittlichen Bruttostundenverdiensten einhergeht.“
Quelle: fpd 824

„Schulschließungen begründen Depressionen bei Kindern und Jugendlichen“

Ein Wissenschaftsteam des Bundesinstituts für Bevölkerungsforschung (BiB) kommt nach der Analyse auf breiter europäischer Datenbasis zu folgendem Ergebnis: „Kinder und Jugendliche wiesen während der coronabedingten Schulschließungen zu 75 Prozent häufiger Depressionssymptome auf, als vor der Pandemie.“ Im Vergleich dazu habe sich die Häufigkeit für solche Depressionssymptome im Zeitraum ohne Schulschließungen nur um 27 Prozent erhöht. Damit laute das Kernergebnis der Studie: „Je strikter die Eindämmungsmaßnahmen, wie Schulschließungen, waren, umso größer war die Zunahme von Depressionssymptomen.“ Die Analyse belege darüber hinaus einen generellen Anstieg depressiver Symptome, vor allem bei männlichen Jugendlichen im Alter von 16 bis 19 Jahren. Bei der Auswertung klinisch relevanter Depressionsraten zeige sich ebenfalls ein Anstieg, der hingegen klar bei weiblichen Kindern und Jugendlichen liege.
Das BiB-Expertenteam schlussfolgert, dass eine frühzeitige Erkennung und Behandlung von depressiven Symptomen bei Kindern und Jugendlichen eine wichtige Bedeutung für die öffentliche Gesundheitsfürsorge spiele. Dabei sei es nötig, Angebote wie Familienberatung, Schulsozialarbeit und Therapieplätze auch kurzfristig zugänglich zu machen.
Studie in englischer Sprache: https://capmh.biomedcentral.com/articles/10.1186/s13034-022-00546-y

Quelle: fpd 823

Mehr als jedes fünfte Kind in Deutschland ist von Armut bedroht

Aus dem factsheet „Kinder- und Jugendarmut in Deutschland“ der Bertelsmann-Stiftung geht hervor, dass mehr als jedes fünfte Kind hierzulande von Armut bedroht ist. Die Zahlen deuten darauf hin, dass 2021 knapp 2,9 Millionen Kinder und Jugendliche in Deutschland als armutsgefährdet galten. Überdurchschnittlich betroffen seien junge Menschen in Familien mit mehr als drei Kindern und in alleinerziehenden Familien, v. a. in alleinerziehenden Mehrkindfamilien (86 Prozent). Grund hierfür seien fehlende Kinderbetreuungsangebote und aufwändige Sorge- und Betreuungsverantwortung, die es oft unmöglich mache, einer umfänglichen Erwerbstätigkeit nachzugehen.
Das höchste Armutsrisiko aller Altersgruppen hierzulande hätten mit 25 Prozent junge Erwachsene von 18 bis 25 Jahren. Frauen seien dabei stärker betroffen als Männer, Ostdeutsche häufiger als Westdeutsche. Ohne Unterstützung der Eltern, z. B. in Ausbildung und Studium, sei es vielen nicht möglich, ihre Existenz zu sichern, was die Chancen junger Menschen weiterhin zu stark vom Elternhaus abhängig mache.
Anette Stein, Director Bildung und Next Generation der Stiftung, erklärt: „Wer als junger Mensch in Armut aufwächst, leidet täglich unter Mangel, Verzicht und Scham und hat zugleich deutlich schlechtere Zukunftsaussichten“. Aus Sicht der Stiftung unterstreichen die Daten „die Notwendigkeit die Bekämpfung der Kinder- und Jugendarmt zur politischen Priorität zu machen“. Zentrales Instrument hierfür sei die angekündigte Kindergrundsicherung, zu deren Gestaltung es jedoch erforderlich sei, „junge Menschen zu beteiligen und sie regelmäßig zu ihren Bedarfen zu befragen“.
Alle Daten des factsheets unter: https://www.bertelsmann-stiftung.de/de/publikationen/publikation/did/factsheet-kinder-und-jugendarmut-in-deutschland

Quelle: fpd 823