Service- und Vernetzungsstelle
für Gleichstellungsbeauftragte in Rheinland-Pfalz

Studie offenbart hohe Prävalenz von geschlechtsbezogener Gewalt in der Wissenschaft

Als Schwerpunktthema im „CEWSjournal“ 2023/1 des Kompetenzzentrums Frauen in Wissenschaft und Forschung (CEWS) des GESIS – Leibniz-Instituts für Sozialwissenschaften in Köln, heißt es: „Erste Ergebnisse der UniSAFE-Umfragestudie zeigen hohe Prävalenz von geschlechtsbezogener Gewalt in der Wissenschaft“. Demnach hätten 62 Prozent der im Rahmen der Studie über 42.000 befragten Studierenden und Beschäftigen an Hochschulen und Forschungseinrichtungen angegeben, während ihres Studiums oder ihrer Tätigkeit mindestens eine Form von geschlechtsbezogener Gewalt erfahren zu haben; die Beschäftigen (73 Prozent) häufiger, als die Studierenden (58 Prozent). Die häufigste Form sei die psychische Gewalt mit einer Prävalenzrate von 57 Prozent, gefolgt von sexueller Belästigung (31 Prozent), ökonomischer Gewalt (10 Prozent), Online-Gewalt (8 Prozent), körperlicher Gewalt (6 Prozent) und sexualisierter Gewalt (3 Prozent). Die Umfrageergebnisse hätten zudem gezeigt, dass von allen untersuchten Gewaltformen Frauen und nichtbinäre Personen häufiger betroffen gewesen seien als Männer. Einzige Ausnahme bilde die körperliche Gewalt.
Bemerkenswert sei, dass lediglich 13 Prozent der Betroffenen einer geschlechtsbezogenen Gewalterfahrung diese auch gemeldet hätten; knapp zur Hälfte aus Unsicherheit in der Einschätzung, ob das Fehlverhalten der übergriffigen Person schwerwiegend genug gewesen sei, dies zu melden.
Quelle: fpd 831

Eltern haben geschlechterstereotype Vorstellungen für die Berufswahl ihrer Kinder

Das Ergebnis einer Elternbefragung im Rahmen eines Forschungsvorhabens des Kompetenzzentrums Technik-Diversity-Chancengleichheit zum Girls’Day und Boys’Day 2022 lautet: „Eltern spielen eine wichtige Rolle bei der Beruflichen Orientierung ihrer Kinder, haben aber auch stereotype Vorstellungen ihrer Fähigkeiten“. Demnach bestärken Eltern ihre Kinder zum größten Teil in ihren Berufswünschen und sehen einen erfüllenden Beruf, in dem ihre Kinder sich selbst verwirklichen können, als mit Abstand am wichtigsten an. Unter den vorstellbaren Tätigkeitsbereichen für die berufliche Zukunft der eigenen Kinder zeigen sich jedoch unterschiedliche und eher geschlechterstereotype Präferenzen für Töchter und Söhne. Selbst bei gleichen Schulleistungen können Eltern sich technische Berufe, IT und Informatik für ihre Töchter signifikant seltener vorstellen als für ihre Söhne. In künstlerischen Berufen können sich Eltern bei ähnlichen Leistungen ihre Söhne schlechter vorstellen, heißt es in dem Ergebnis. Zudem denke jedes fünfte Elternteil (21 Prozent), dass die Töchter in der Schule zu gut bewertet würden und ihre eigentlichen Fähigkeiten schlechter seien als die Schulnote. Bei den Söhnen sei dies nur bei 9 Prozent der Elternteile der Fall. Um mit diesen stereotypen Rollenvorstellungen zu brechen, seien Eltern, als erste Ansprechpartner*innen ihrer Kinder bei der Berufswahl, eine ganz besonders wichtige Zielgruppe für den Girls’Day und Boys’Day, so das Zentrum.
Quelle: fpd 831

Eine klare Mehrheit der Deutschen befürwortet kostenfreie Verhütungsmittel

Eine Umfrage des Meinungsforschungsinstituts lpsos zeigt, dass eine klare Mehrheit der Deutschen eine altersunabhängige Kostenerstattung für verschreibungspflichtige Verhütungsmittel befürwortet. Demnach hätten sich 73 Prozent der Befragten dafür ausgesprochen, den derzeit für Frauen bis zum Alter von 22 Jahren geltenden Anspruch auf Erstattung der Kosten für verschreibungspflichtige Verhütungsmittel durch die gesetzlichen Krankenkassen zu erweitern. Die Hälfte (49 Prozent) davon befürworte eine Erstattung für alle Frauen und jeder Vierte (24 Prozent) eine Erstattung nur für geringverdienende Frauen. Lediglich 20 Prozent aller Umfrageteilnehmer*innen hätten angegeben, gegen eine Erweiterung zu sein, davon 9 Prozent für eine Erstattung wie bisher bis 22 Jahre und 11 Prozent generell gegen eine Erstattung.
Bei der Umfrage hätten weibliche Befragte (77 Prozent) eher für eine uneingeschränkte Erweiterung der Kostenübernahme gestimmt, als männliche (68 Prozent) und jüngere Befragte bis 39 Jahre (58 Prozent) eher als ältere ab 60 Jahre (41 Prozent). Die Kostenübernahme nur für geringverdienende Frauen aller Altersgruppen hätten ältere Befragte (33 Prozent) jedoch eher präferiert, als Jüngere (19 Prozent).
Datenauswertung der Umfrage: www.ipsos.com/de-de/kostenfreie-verhutungsmittel-drei-viertel-der-deutschen-fur-altersunabhangigen-anspruch-auf
Quelle: fpd 831

Frauen arbeiten häufiger in Tätigkeiten mit niedrigem Anforderungsniveau als Männer

In einer Studie vom Institut für Arbeitsmarkt- und Berufsforschung Nürnberg (IAB) heißt es, dass trotz der zunehmenden Bildungs- und Erwerbsbeteiligung von Frauen diese häufiger Tätigkeiten mit niedrigerem Anforderungsniveau ausüben, als Männer. Im Jahr 2021 arbeiteten demnach 17 Prozent der berufstätigen Frauen gegenüber 15 Prozent der Männer in Helfer- und Anlerntätigkeiten und 59 Prozent gegenüber 55 Prozent in Fachkrafttätigkeiten und waren dementsprechend seltener in komplexen oder hochkomplexen Tätigkeiten beschäftigt. Ein Grund dafür könnte die geschlechtstypische Berufswahl sein. So hätten Beschäftigte in frauendominierten Berufen deutlich seltener komplexe und damit entsprechend entlohnte Positionen inne als Beschäftigte in männerdominierten Berufen. Beispielsweise seien im Jahr 2021, laut der auf Daten der Integrierten Erwerbsstichprobe (IEB) basierenden Auswertungen der Studie, in männerdominierten Berufen jeweils 14 Prozent der Beschäftigten als Spezialisten oder Experten tätig gewesen, in frauendominierten Berufen hingegen nur knapp 11 bzw. 7 Prozent. Besonders bemerkenswert sei aber, dass 8 Prozent mehr weibliche als männliche Beschäftigte in männerdominierten Berufen als Spezialistinnen oder Expertinnen tätig seien.

Frauen steigen beruflich seltener auf als Männer
Des Weiteren belege die Studie, dass „Frauen eine geringere Aufstiegswahrscheinlichkeit haben, als Männer“. So seien von allen formalen Aufstiegen – Wechsel von tieferen Anforderungsniveaus in höhere – im Jahr 2019 nur 41 Prozent auf Frauen entfallen, obwohl sie 47 Prozent aller Erwerbstätigen stellen. „Zum einem hängt das mit der Aufteilung auf geschlechtersegregierte Berufe zusammen. Zum anderen haben Frauen selbst dann eine geringere Wahrscheinlichkeit eines formalen Aufstiegs, wenn ihr Ausgangsberuf, ihre höhere Teilzeitquote und ihre häufigeren Erwerbsunterbrechungen berücksichtigt werden“, was bedeute, dass eine Benachteiligung von Frauen durch Betriebe eine Rolle spielen könne. „Ebenso kann aber eine geringere Karriereorientierung mancher Frauen zum Tragen kommen, die auch heute noch die Hauptlast der familiären Verpflichtungen in Deutschland schultern“, lautet das Fazit der IAB-Forscher. Um mehr Aufstiege von Frauen zu realisieren, sollten nicht nur ihre Aufstiegsmöglichkeiten gefördert werden. Auch Kampagnen, wie der Girls’Day könnten helfen, Mädchen frühzeitig auf Berufe aufmerksam zu machen, in denen es bessere Aufstiegschancen gebe.
Die Studie finden Sie unter: www.iab-forum.de/frauen-ueben-seltener-als-maenner-taetigkeiten-mit-hohem-anforderungsniveau-aus/
Quelle: fpd 830

Unbereinigter Gender Pay Gap in Westdeutschland dreimal so hoch wie in Ostdeutschland

Kernergebnis einer Studie vom Institut für Arbeitsmarkt- und Berufsforschung Nürnberg (IAB): „In Westdeutschland ist der unbereinigte Gender Pay Gap dreimal so hoch wie in Ostdeutschland“. Demnach habe der Gender Pay Gap 2021 in Westdeutschland bei 20,6 Prozent und in Ostdeutschland bei 6,3 Prozent gelegen. Die Faktoren seien jedoch je nach Region unterschiedlich stark ausgeprägt. So liege der Gender Pay Gap im Bodenseekreis bspw. bei 40 Prozent, wohingegen in vier Kreisen Ostdeutschlands Frauen mehr verdienen als Männer. Grund hierfür sei, dass der Bodenseekreis stark vom Maschinenbau geprägt sei und dort der Großteil der Männer in gut dotierten Berufen der Maschinenbau- und Betriebstechnik arbeite. In Dessau-Roßlau seien Männer dagegen überdurchschnittlich häufig in Berufen der Lagerwirtschaft, Post und Zustellung mit niedrigen Verdiensten tätig, Frauen dagegen häufiger in Verwaltungs- und Büroberufen mit mittlerem Verdienstniveau. Berücksichtige man jedoch z.B. die Unterschiede hinsichtlich Qualifikation, Beruf und Arbeitserfahrung, betrage der bereinigte Gender Pay Gap in Ostdeutschland 10,8 Prozent und in Westdeutschland 15,3 Prozent.
Die Studie finden Sie unter: https://iab.de/daten/regionale-unterschiede-im-gender-pay-gap-in-deutschland-2021/
Quelle: fpd 830

Institut der deutschen Wirtschaft offenbart: „Der Digitalisierung fehlen die Frauen“

Eine Analyse der Fachkräftedatenbank des Instituts der Deutschen Wirtschaft (IW) offenbart: „Obwohl Mädchen in der Schule im Schnitt über bessere computer- und informationsbezogene Kompetenzen verfügen als Jungen, kommen auf 100 Beschäftigte in Digitalisierungsberufen in Deutschland nur 16 Frauen“. Zudem sei der Frauenanteil von 2013 (14,6 Prozent) bis 2022 (16,3 Prozent) in knapp 10 Jahren nur marginal um 1,7 Prozent gewachsen. Besonders niedrig sei die Frauenquote in den Digitalisierungsberufen „Aufsicht für Mechatronik- und Automatisierungstechnik“ (1 Prozent) und „Bauelektrik-Fachkraft“ (2 Prozent), hoch dagegen in der nicht klinischen Psychologie (76 Prozent) und im Archivwesen (63 Prozent). Nur 34 Prozent der berufstätigen Frauen (vs. 49 Prozent der Männer) fühlen sich, laut der Analyse, gut auf den Umgang mit vernetzten digitalen Technologien vorbereitet und schätzen daher ihre Berufschancen auf einem zunehmend digitalisierten Arbeitsmarkt als schlechter ein. Um das zu ändern, müsse bereits in der Schule angesetzt werden, raten Experten des IW. So müssten Mentoringprogramme zur Berufsorientierung und Angebote für praktische Erfahrungen der Schülerinnen ausgebaut werden. Da viele junge Frauen Sorgen bezüglich des Klimawandels hätten, liege es z. B. nahe, auf die Wichtigkeit der Digitalisierungsberufe für Klimaschutz und Nachhaltigkeit hinzuweisen, um deren Attraktivität für Frauen zu erhöhen.
Quelle: fpd 830