Service- und Vernetzungsstelle
für Gleichstellungsbeauftragte in Rheinland-Pfalz

Deutschland mit vierthöchstem „Gender Gap Arbeitsmarkt“ unter allen EU-Mitgliedstaaten

Statische Bundesamt (Destatis): Besonders im EU-Vergleich lässt der neue Indikator „Gender Gap Arbeitsmarkt“ interessante Einblicke in die Ursachen von Verdienstungleichheit zu. Beispielsweise habe Italien im Jahr 2018 einen Gender Pay Gap von gerade einmal 5 Prozent aufgewiesen, während der von Deutschland bei 20 Prozent gelegen habe. Dennoch sei der Gender Gap Arbeitsmarkt in beiden Ländern ähnlich hoch ausgefallen (Deutschland: 42 Prozent, Italien: 43 Prozent). Destatis: „Der hohe Wert in Italien war darauf zurückzuführen, dass Frauen in Italien im Vergleich zu Männern deutlich seltener erwerbstätig waren. Im Vergleich mit allen EU-Mitgliedstaaten hatte Deutschland 2018 den vierthöchsten Gender Gap Arbeitsmarkt. Lediglich in Österreich, in den Niederlanden und in Italien war die Verdienstungleichheit auf dem Arbeitsmarkt, beim Blick auf die Bruttostundenverdienste, die Arbeitszeit und die Erwerbsbeteiligung, noch ausgeprägter als in Deutschland.“
Quelle: fpd 830

Frauen in der Berufsgruppe der ÖPNV-Fahrer*innen deutlich unterrepräsentiert

Das Statische Bundesamt (Destatis) teilte mit, dass „bei den Fahrerinnen und Fahrern von Bussen und Bahnen Frauen deutlich unterrepräsentiert [sind]“. Demnach betrage der Frauenanteil in der Berufsgruppe nur knapp 14 Prozent gegenüber einem Frauenanteil von 47 Prozent an allen Erwerbstätigen. Des Weiteren seien in der Berufsgruppe junge Menschen unter 35 Jahren mit nur 13 Prozent vertreten, wohingegen der Anteil, der über 55-jährigen 36 Prozent betrage, was in den nächsten Jahren in der Sparte zu einem erheblichen Ausscheiden aus dem Erwerbsleben führe. Gerade mit Einführung des Deutschlandtickets und vor dem Hintergrund, dass ein funktionierender Nahverkehr für die angestrebte Mobilitätswende eine zentrale Rolle spiele, würden Fahrerinnen und Fahrer von Bussen und Bahnen des ÖPNV dringend gebraucht.
Quelle: fpd 830

„Frauen sind hinsichtlich ihrer Alterseinkünfte schlechter gestellt als Männer“

Das Statistische Bundesamt (Destatis) teilte mit, dass „Frauen hinsichtlich ihrer Alterseinkünfte schlechter gestellt [sind] als Männer“. Nach der Erhebung zu Einkommen und Lebensbedingungen (EU-SILC) hätten im Jahr 2021 in Deutschland Frauen ab 65 Jahren Alterseinkünfte in Höhe von 17.814 Euro brutto bezogen; knapp ein Drittel weniger als die Männer gleichen Alters mit 25.407 Euro brutto. Somit habe das geschlechtsspezifische Gefälle bei den Alterseinkünften, Gender Pension Gap genannt, 2021 bei 29,9 Prozess gelegen. Eine Ursache für dieses Gefälle sei, dass Frauen in ihrem Erwerbsleben im Schnitt geringere Rentenansprüche erwerben, weil sie teilweise in schlechter bezahlten Branchen arbeiten als Männer, häufiger in Teilzeit arbeiten, häufiger und längere Auszeiten für Care-Arbeit nehmen und seltener in Führungspositionen tätig sind. Jede fünfte Frau ab 65 Jahren (20,9 Prozent) gelte in Deutschland als armutsgefährdet. Bei den gleichaltrigen Männern liege die Quote bei 17,5 Prozent. Zudem seien 15,4 Prozent der Frauen ab 65 von ihren Wohnkosten überlastet, im Vergleich zu nur 11 Prozent der Männer. Ohne Berücksichtigung von Hinterbliebenenrenten sei das Gefälle noch deutlich größer.
Auch bei den aktuell Erwerbstätigen sei für die Zukunft ein geschlechtsspezifisches Gefälle bei den Alterseinkünften zu erwarten. Dafür spreche u.a. die unterschiedliche Teilzeitquote von Männern und Frauen, die im Jahr 2021, laut Mikrozensus, 10,6 Prozent gegenüber 47,4 Prozent betragen habe.
Weitere Informationen: https://www.destatis.de/DE/Presse/Pressemitteilungen/2023/03/PD23_N015_12_63.html
Quelle: fpd 830

Deutlich mehr Männer als Frauen absolvieren eine Berufsausbildung im dualen System

Das Statistische Bundesamt (Destatis): „Nach wie vor absolvieren deutlich mehr Männer als Frauen eine Berufsausbildung im dualen System. Von den knapp 466.200 Personen, die 2021 in Deutschland einen neuen Ausbildungsvertrag abschlossen, waren 64 Prozent Männer“. Destatis teilte anlässlich des Girls‘ – und Boys‘ Day weiter mit, dass 2011 habe der Männeranteil bei 59 Prozent gelegen. Es machte jedoch darauf aufmerksam, dass sich in einigen Berufen hinsichtlich des Geschlechts Veränderungen abzeichnen. Demnach hätten 2021 knapp 900 Frauen einen Ausbildungsvertrag zur Landwirtin abgeschlossen, was einem Frauenanteil von 22 Prozent gegenüber 12 Prozent im Jahr 2011 entspreche. Auch der Anteil der Berufskraftfahrerinnen sei bei den Neuabschlüssen in zehn Jahren von 4 Prozent auf 11 Prozent gestiegen. Umgekehrt sei aber auch der Männeranteil unter den Auszubildenden im Friseurhandwerk, mit traditionell hoher Frauenquote, von 11 Prozent im Jahr 2011 auf 32 Prozent in 2021 gestiegen. Bei den Auszubildenden zur Fachkraft im Gastgewerbe habe sich das Geschlechterverhältnis beinahe umgekehrt, von 38 Prozent Männeranteil in 2011 auf 58 Prozent in 2021.

Für Startup-Gründerinnen gibt es in Deutschland noch einiges zu tun

Aus dem Gründungszentrum der Hochschule für Wirtschaft und Recht Berlin (HWR) heißt es „Gründen Frauen anders? Auf jeden Fall weniger“. Laut Female Founders Monitor (FFM) 2022, der den Gender-Gap bei Startups in den Fokus rückt, und Bundesfrauenministerin Lisa Paus ist es „ein wichtiges Instrument, das uns zeigt, an welchen Stellen wir noch mehr für Gründerinnen in der Startup-Branche tun müssen“. In Deutschland liegt der Startup-Gründerinnenanteil bei 20 Prozent. In der „Existenzgründung“, dessen Umsetzung eigenes fachliches Knowhow voraussetze, sei der Anteil der Frauen höher als in der „Startup-Gründung“, in der innovative Geschäftsideen umgesetzt würden. Die Gründe hierfür seien „Hürden für Frauen im Startup-Ökosystem“, erklärte Sandra Thum, Managerin am HWR-Gründungszentrum, der zufolge Männer-Teams im Durchschnitt fast neun Mal so viel Kapital von lnvestor*innen erhalten, wie Frauen-Teams. Laut vier von fünf Gründerinnen werden Gründerinnen bei Investmententscheidungen kritischer hinterfragt als Gründer, häufig sogar von Frauen selbst. Um dem entgegenzuwirken, empfiehlt Thum, im Team zu gründen, da hier das Risiko für lnvestor*innen „einfach geringer“ sei. Frauen würden bevorzugt solo gründen.
Bei der Vereinbarkeit von Familie und Beruf gebe es Vor- und Nachteile. Die Selbstständigkeit habe Thum persönlich Flexibilität und Zeit für Kinder und berufliches Vorankommen geboten, könne aber auch eine Doppelbelastung auf Kosten der Arbeitszeit sein. Ein großer Nachteil sei, dass „privat versicherte Selbstständige kein Mutterschaftsgeld erhalten“. Um den Weg der Gründung für mehr Frauen zur Option zu machen, müsse an den strukturellen Rahmenbedingungen gearbeitet werden und die Inspiration für Gründung als Karriereweg bereits in der Grundschule beginnen.
Quelle: fpd 829

Sechs der zehn Berufe mit größtem Fachkräftemangel sind klassische Frauenberufe

Neue Zahlen des Instituts der Deutschen Wirtschaft (IW) zeigen, dass sechs der zehn Berufe, die mit den größten Fachkräftelücken kämpfen, klassische Frauenberufe sind. Besonders betroffen seien die Berufe in den Bereichen Sozialarbeit und Sozialpädagogik, bspw. in Kinderheimen, der Suchtberatung oder Jugendämtern. Hier könnten 80 Prozent der offenen Stellen nicht mit Fachkräften besetzt werden. Ebenso betroffen seien die Bereiche Kinderbetreuung und Erziehung, in denen – mehr als in allen anderen Berufsgruppen – 97 Prozent Frauen tätig seien. Hier könnten 74 Prozent der Arbeitsplätze nicht besetzt werden. Auch in der Alten- und Krankenpflege, die zu 80 Prozent Frauen beschäftige, „fehlen tausende Fachkräfte“, so das IW. Das Fazit: „Es bleibt ein weiter Weg, um die Lücken zu schließen und damit die Arbeitsbelastung für Frauen – und Männer – zu verringern.“
Die Autorin der Studie, Lydia Malin, empfiehlt: „Möglichst früh in die berufliche Orientierung von Kindern- und Jugendlichen“ zu investierten. Malin wörtlich: „Geschlechterrollen müssen aufgebrochen und junge Menschen ermutigt werden, ihre berufliche Zukunft aufgrund ihrer Fähigkeiten und Interesse zu wählen. Wegen des demografischen Wandels ist es außerdem unverzichtbar, mehr qualifizierte Zuwanderer zu gewinnen. Unternehmen müssen besser auf die Bedürfnisse von dem jeweils anderen Geschlecht eingehen. Nur so können die Lücken etwas verringert werden. Dabei helfen eine gendergerechte Sprache und eine bessere Vereinbarkeit von Familie und Beruf.“
Quelle: fpd 829