Service- und Vernetzungsstelle
für Gleichstellungsbeauftragte in Rheinland-Pfalz

EU-Führungspositionen-Richtlinie in Brüssel beschlossen

In den Führungsetagen von privaten Unternehmen sind Frauen nach wie vor unterrepräsentiert. In allen Mitgliedstaaten der Europäischen Union sollen sie mit verbindlichen Standards gleichberechtigt am wirtschaftlichen Leben teilhaben. Dafür steht die EU-Richtlinie zur ausgewogeneren Vertretung von Frauen und Männern in Führungspositionen. Deutschland hat zusammen mit der Mehrheit der Mitgliedstaaten der EU-Führungspositionen-Richtlinie zugestimmt.

Bundesfrauenministerin Anne Spiegel:

„Mit unserem Ja zur Führungspositionen-Richtlinie machen wir gemeinsam mit der Mehrheit der EU-Mitgliedsstaaten den Weg frei für mehr Gleichstellung in Europa. Wir erreichen damit einen wichtigen Meilenstein und bringen mehr Frauen in Führung. Denn wir sehen deutlich: verbindliche Quoten wirken. In Ländern mit verbindlichen Vorgaben sind mitunter doppelt so viele Frauen in Vorständen börsennotierter Unternehmen wie in Ländern ohne solche Regeln. Die Richtlinie ist deshalb ein notwendiger Schritt für mehr Geschlechtergerechtigkeit. Mit der Zustimmung Deutschlands ebnen wir nach Jahren der Blockade den Weg für einheitliche Standards in Europa.“

Weitere Informationen finden Sie in der Pressemitteilung des BMFSFJ:

https://www.bmfsfj.de/bmfsfj/aktuelles/presse/pressemitteilungen/meilenstein-fuer-die-gleichstellung-in-der-europaeischen-union–194094

Bertelsmann-Stiftung: „Führungskräfte sind skeptisch gegenüber verbindlichen Gleichstellungsregeln“

Eine publizierte Auswertung des „Führungskräfte-Radars“ der Bertelsmann-Stiftung sieht einen „Anlass zur Sorge, dass Gender- und Gleichstellungsthemen in Unternehmen nicht konsequent weiterentwickelt werden“. So heißt es, dass Führungskräfte in Deutschland „gespalten [seien], wenn es um verpflichtende Maßnahmen wie Quoten geht, und sie scheinen den Eindruck zu haben, dass wenig Handlungsbedarf besteht“. Es wird festgestellt: „Es gibt mithin eine große Diskrepanz zwischen den öffentlichen Diskursen und der Wahrnehmung des eigenen Unternehmens durch deren Führungskräfte. Überraschenderweise nehmen weibliche und männliche Führungskräfte die Themen ähnlich wahr.“ Immerhin ein Drittel der repräsentativ befragten Führungskräfte bewerte „die öffentliche Diskussion um verbindliche Regeln bei Gleichstellungs- und Genderfragen als nicht förderlich in ihrer Organisation“.

Ein Fazit der Studie: „Gleichstellung ist kein Selbstläufer und muss weiter aktiv verstärkt werden.“

Quelle: fpd 800

Digitale Tools gezielt für mehr Lohngerechtigkeit nutzen

Die dbb frauen Chefin Milanie Kreutz stellte mit Blick auf den Equal Pay Day fest: „Gendersensible Software-Lösungen und KI-Anwendungen könnten die Leistung von Beschäftigten objektiver abbilden denn je. Das birgt die Chance, geschlechtsspezifische Voreingenommenheit zu erkennen und deren Folgen – also auch geschlechterbedingte Verdienstunterschiede – systematisch anzugehen. Deshalb sollten wir auch im öffentlichen Dienst offen über gleichstellungsfördernde digitale Tools diskutieren. Denn hier sind es vorrangig klassische Rollenvorstellungen, die zu Entgeltunterschieden führen.“

Intelligente Systeme könnten insbesondere bei der vergleichenden Leistungsbewertung, die im öffentlichen Dienst ausschlaggebend für Beförderungen und Höhergruppierungen ist, frühzeitig auf Diskriminierungen hinweisen. Kreutz weiter: „Noch immer werden Bewertungskriterien angesetzt, die Arbeitszeit vor Leistung stellen. Vor allem die Leistung von Teilzeitkräften, die überwiegend weiblich sind, wird signifikant schlechter bewertet. Bedauerlicherweise gibt es hierzu bisher keine übergreifenden statistischen Auswertungen. Mit Hilfe von intelligenten Algorithmen-basierten Analysetools könnte die nötige Transparenz geschaffen werden, um dem Problem endlich auf den Grund zu gehen.“

Kreutz warnte aber vor überhastete Schritte: „Solche tiefgreifenden Prozesse müssen eng von Personal- und Betriebsräten sowie Gleichstellungsbeauftragten begleitet werden. Denn KI-basierte Systeme, wie fast jede Software, werden vor allem von Männern programmiert. Problemlösungen werden folglich auch aus einer männlich zentrierten Perspektive entwickelt und somit besteht ein hohes Risiko, dass systemische Benachteiligungen von Frauen reproduziert werden. Zusätzliche ungewollte Nachteile für Frauen könnten aber auch entstehen, wenn bei Personalentscheidungen unreflektiert auf Datensätze zurückgegriffen wird. Besonders kritisch ist das in Bereichen, in denen kaum Frauen tätig sind und die Referenzwerte fast ausschließlich von männlichen Beschäftigten stammen.“

Quelle: dbb frauen newsletter – Nr.07/2022

Online Veranstaltung: „Frauen verdienen mehr! – Ideen und Maßnahmen zur Gleichbehandlung von Frauen in der Arbeitswelt“

Anlässlich des Equal Pay Day am 7. März 2022 und des Internationalen Frauentages am 8. März 2022 möchte Ministerin Katharina Binz, Ministerium für Familie, Frauen, Kultur und Integration Rheinland-Pfalz, gemeinsam mit Wegbereiterinnen und Wegbereitern aus Politik, Wissenschaft und Wirtschaft die aktuelle Situation beleuchten und die notwendigen Veränderungen diskutieren.

Online-Veranstaltung
„Frauen verdienen mehr! – Ideen und Maßnahmen zur Gleichbehandlung von
Frauen in der Arbeitswelt“
am 7. März 2022 von 18.00 bis 20.00 Uhr

Alle Teilnehmende werden interaktiv in die Veranstaltung eingebunden und sind herzlich eingeladen, zum Austausch durch Fragen und Kommentare im Chat beizutragen.

Anmeldung bis zum 28. Februar 2022 an Birgit Bartels (Birgit.Bartels@mffki.rlp.de).

Equal Care Day am 1. März und Equal Pay Day am 7. März

Equal Care Day
Die Initiative Equal Care Day möchte mit dem am 1. März stattfindenden Aktionstag „Equal Care Day“, auf den Wert der Sorgearbeit und die Folgen ihrer ungleichen Verteilung hinweisen.
Der Zweite Gleichstellungsbericht der Bundesregierung stand unter dem Titel „Erwerbs- und Sorgearbeit gemeinsam neugestalten“ und berechnete erstmals den Gender Care Gap: Frauen leisten statistisch 52,4 Prozent mehr private Sorgearbeit als Männer. Der Dritte Gleichstellungsbericht stellt mit dem Gender Care Share einen weiteren Indikator dar, um Aussagen auch auf Haushaltsebene treffen zu können. Der Gender Care Share misst den Anteil, den Frauen innerhalb von Paarhaushalten an der informellen Sorgearbeit leisten. Er liegt im Durchschnitt aller gemischtgeschlechtlichen Paare in Deutschland bei 66 Prozent (2017). Auch in den Berufen der erwerbsförmigen Sorgearbeit sind mehrheitlich Frauen tätig.

Equal Pay Day
Am 7. März, nur einige Tage später, findet der Equal Pay Day unter dem Motto „Equal pay 4.0 – gerechte Bezahlung in der digitalen Arbeitswelt“ statt.
Quelle: Neues aus der Geschäftsstelle Dritter Gleichstellungsbericht

„Auch digitalisierte Personalauswahlsysteme schützen nicht vor Diskriminierung“

Auf die Chancen und Risiken von computergestützter Personalauswahl hat die Arbeits- und Sozialrechts-Professorin Katja Nebe (Univ. Halle-Wittenberg) aufmerksam gemacht. Im Newsletter der Geschäftsstelle „Dritter Gleichstellungsbericht der Bundesregierung“ verweist Nebe auf die Bedeutung von Algorithmen bei der Personalauswahl wie auch beim Personalabbau. Daten von und über Personen könnten computergestützt schnell zusammengestellt und ausgewertet werden. Darin werde die Chance gesehen „dass Auswahlentscheidungen neutral und ohne von Menschen gemachte diskriminierende Einflüsse zustande kommen“. Wörtlich: „Aber auch hier gilt ‚Traue keiner Statistik‘, denn auch ein automatisierter Rechenprozess kann Verzerrungen enthalten, je nachdem, welche Daten in die Berechnung einbezogen oder wie gewichtet werden.“ Die Rechenverfahren mittels Algorithmen, darunter auch sogenannter selbstlernender Systeme, würden zunehmend komplexer.“ Weiter: „Je nachdem, auf welche Daten ein solcher Algorithmus zugreifen kann und welche Wechselwirkungen zwischen verschiedenen Daten bisher statistisch besonders häufig waren, wird das Risiko stereotyper und damit auch diskriminierender Entscheidungen größer.“ Der Einsatz neuer Auswahlmethoden, so Nebe, müsse daher „sehr aufmerksam bedacht werden“. Quelle: fpd 797