Service- und Vernetzungsstelle
für Gleichstellungsbeauftragte in Rheinland-Pfalz

„Die Digitalisierung von Arbeit nimmt selbst in den sozialen Berufen deutlich zu“

Eine aktuelle Studie aus dem Institut Arbeit und Technik (IAT) der Westfälischen Hochschule Gelsenkirchen Bocholt Recklinghausen ergab: „Die Digitalisierung von Arbeit macht auch vor den sozialen Berufen nicht halt. Wo eigentlich direkte Kommunikation und Interaktion mit Klienten*innen den Arbeitstag prägen, wurden in der Pandemie auch orts- und zeitflexible Arbeitsformen möglich. Arbeiten im Home-Office hat in Deutschland an Bedeutung gewonnen und auch die sozialen Dienstleistungsbranchen haben dafür Potenzial.“ Weiter heißt es, dass auch in der Kinder- und Jugendhilfe die Pandemie „dazu geführt [habe], dass immer mehr Aufgaben und Tätigkeiten digital-gestützt, ortsflexibel erbracht werden“. Die in einer Online-Erhebung Befragten hätten angegeben, dass sie vor der Pandemie im Durchschnitt 5,3 Stunden pro Woche im Home-Office tätig waren, im Verlauf der Pandemie der Umfang der Arbeit im Horne Office auf durchschnittlich 11,1 Stunden angestiegen sei.

Quelle: fpd 797

„Wenn beide Partner daheim zusammen im Home-Office arbeiten, ändert sich nichts“

Eine aktuelle Studie der Wirtschaftsuniversität und der Arbeiterkammer Wien ergab, dass Kinderbetreuung auch im Home-Office „mehrheitlich Frauenarbeit“ bleibt. Wenn allerdings beide Partner im Home-Office seien oder ausschließlich der Mann, erhöhe dies die Wahrscheinlichkeit „signifikant, dass der Mann sich während des ersten Lockdowns verstärkt bei der Hausarbeit beteiligt“. Ein anderes Bild zeige sich bei der Kinderbetreuung. Dazu wörtlich: „Interessanterweise übernimmt der Vater nur einen größeren Anteil an Kinderbetreuung, wenn die Mutter einen systemrelevanten Beruf ausübt und der Vater daher allein im Home-Office ist. Wenn dagegen beide von zu Hause arbeiten, ändert sich nichts.“ Die Studie vermerkt zudem, dass das Virus an den traditionellen Rollenbildern „wenig bis gar nicht gerüttelt“ habe. Das Home-Office beinhalte zwar „eine geschlechtsspezifische Dimension“, und die Arbeit zu Hause möge auch die Vereinbarkeit von Familie und Beruf erleichtern, „als alleiniges Instrument zur Gleichstellung“ eigne es sich jedoch nicht.

Quelle: fpd 797

„Nur jede dritte Frau hat schon einmal bei Ihrem Arbeitgeber eine Gehaltserhöhung verlangt“

Eine Umfrage von YouGov im Auftrag des Finanzdienstleisters Fidelity International ergab, dass nur jede dritte Frau schon einmal eine Gehaltserhöhung verlangt habe. Die Umfrage sei „repräsentativ für die deutsche Bevölkerung ab 18 Jahren“. Als Hauptbarrieren für Frauen haben sich zu je 23 % „fehlender Mut“ und „Angst vor Zurückweisung“ erwiesen. Während nur jede dritte Frau (33 %) im Laufe ihrer Berufslaufbahn um eine höhere Entlohnung ersucht habe, sei es bei den Männern (45 %) jeder zweite. Noch seltener werde über Beförderungen verhandelt: Jeder fünfte Mann (21 %) habe das Thema beim Arbeitgeber angesprochen, bei den Frauen seien es nur 11 % gewesen. Bemerkenswert an den Ergebnissen ist auch, dass 15 %  der Frauen und 13 % der Männer darauf hinweisen, dass die Unternehmenskultur ihres Arbeitgebers / ihrer Arbeitgeberin sie nicht ermutige, mit ihm / ihr über die Höhe der Entlohnung zu verhandeln.

Quelle: fpd 797

„Wie in anderen Industrieländern nimmt auch in Deutschland die Lohnungleichheit zu“

Das Bundesinstitut für Bevölkerungsforschung (Wiesbaden) teilte mit: „Wie in anderen Industrieländern hat auch in Deutschland die Lohnungleichheit in den vergangenen Jahrzehnten zugenommen. Doch während andernorts beruflicher Eigenschaften wie Zulassungsvoraussetzungen die Ungleichheit tendenziell vergrößern, scheint in Deutschland das Gegenteil der Fall zu sein.“ Konkret: „Mehr Lehrerinnen, mehr Pfleger und Pflegerinnen, mehr Verwaltungsberufe. Ohne die positive Lohn- und Beschäftigungsentwicklung in Berufen, die überwiegend von Frauen ausgeübt werden oder die eine bestimmte Ausbildung voraussetzen, wäre die Lohnungleichheit in Deutschland zwischen 1992 und 2012 noch deutlich stärker ausgefallen. Um 25 Prozent größer wäre dann der Unterschied zwischen dem unteren (10. Perzentil) und oberen Lohnniveau (90. Perzentil).“

Das Institut dazu weiter erläuternd: „Um überhaupt Aussagen über die Lohnverteilung und die Schere zwischen hohen und niedrigen Löhnen treffen zu können, ist es in der Statistik üblich, solche Daten in sogenannte Perzentile einzuteilen. Das ist etwa so, als würde man 100 Menschen in eine Reihe stellen, die repräsentativ für die Lohnverteilung in Deutschland sind. Der erste würde am wenigsten, der 100. am meisten verdienen. Fragt man nun den 50. in der Reihe, wie viel er verdient, erhält man den sogenannten Median: Es gibt genauso viele Menschen, die weniger verdienen, wie Menschen, die mehr verdienen als dieser.“

Das mittlere Lohnsegment, also der Median, habe 1992 bei einem Stundenverdienst von 13,50 Euro (brutto) gelegen. Die eine Hälfte der Beamten und Angestellten habe also mehr, die andere weniger verdient. 20 Jahre später sei dieser Median um fast 13 Prozent höher auf gut 15 Euro angestiegen. Wörtlich: „Der 90. Mensch in der Reihe aber konnte im gleichen Zeitraum seinen Lohn um 18 Prozent auf knapp 26 Prozent steigern, der 10. Mensch in der Reihe dagegen legte beim Verdienst lediglich um gut 5 Prozent zu und verdiente 2012 8 Euro pro Stunde. Die Ungleichheit der Löhne hat demnach deutlich zugenommen: Verdiente der 90. Mensch 1992 nur 2,8-mal so viel wie der 10., so waren es 2012 bereits 3,25-mal so viel.“

Quelle: fpd 796

Fast 500.000 offene MINT-Stellen – Die Wirtschaft will „mehr Frauen für MINT gewinnen“

Im MINT-Herbstreport 2021, ein Gutachten des Instituts der deutschen Wirtschaft (IW) (Köln), wurde aufgezeigt, dass „im Oktober 2021 in den MINT-Berufen insgesamt rund 460.900 zu besetzenden Stellen vor [lagen]. Gleichzeitig waren 186.984 Personen arbeitslos gemeldet, die gerne einem MINT-Erwerbsberuf nachgehen würden“. Der Report trägt den Titel „Mehr Frauen für MINT gewinnen – Herausforderungen von Dekarbonisierung, Digitalisierung und Demografie meistern“.

Das Gutachten enthält u.a. ein Kapitel „Ungehobene Potenziale von Frauen“, in dem es eingangs heißt: „Die Anzahl der sozialversicherungspflichtig beschäftigten Frauen in MINT-Berufen ist von Ende 2012 bis Ende März 2021 von 875.100 auf 1.079.600 um 23,4 Prozent gestiegen. Der Frauenanteil in den MINT-Berufen hat sich im selben Zeitraum von 13,8 auf 15,5 Prozent erhöht. In den MINT-Facharbeiterberufen stieg der Frauenanteil von 13,0 auf 13,8 Prozent, in den MINT-Spezialistenberufen von 12,5 auf 14,4 Prozent und in den MINT­Expertenberufen von 18,5 auf 21,4 Prozent.“

Quelle: fpd 795, Studie