Service- und Vernetzungsstelle
für Gleichstellungsbeauftragte in Rheinland-Pfalz

Unternehmen setzen auf „Headhunter“, um mehr Frauen in Vorstände zu bringen

Die deutsch-schwedische AIIBright-Stiftung meldete eine bislang ungewöhnlich starke Dynamik bei der Neubesetzung von Vorstandsposten durch Frauen in den 160 börsennotierten deutschen Unternehmen. Der Meldung zufolge seien zwischen September 2022 und März 2023 fast die Hälfte aller Vorstandsposten in diesen Unternehmen mit weiblichen Führungskräften besetzt worden. Dabei spiele vor allem der Einsatz von „Headhuntern“ eine immer größere Rolle. So hätten 63 Prozent der heutigen weiblichen Vorstandsmitglieder der DAX-Familie nicht im eigenen Unternehmen Karriere gemacht, sondern seien extern für den Vorstand oder die Ebene darunter rekrutiert worden. Knapp jede fünfte Vorständin (19 Prozent) hätten die „Headhunter“ in einem der 40 großen DAX-Unternehmen unterhalb des Vorstands „gefunden“. Trotzdem sei der Frauenanteil in den Vorständen der 160 Börsenunternehmen mit 17,1 Prozent (Stand März 2023) noch immer sehr niedrig. „Headhunter“ könnten nur ein Teil der Lösung sein, heißt es von den beiden Geschäftsführerinnen der Stiftung. Wörtlich: „Wenn wir mehr Frauen in den Vorständen sehen wollen, brauchen wir Parität nicht nur bei den externen Besetzungen, sondern auch bei den internen Beförderungen bis in die Unternehmensführung. Die Unternehmen müssen selbst systematisch einen viel größeren Pool an weiblichen Führungskräften auf allen Ebenen aufbauen, daran führt kein Weg vorbei.“

Den Bericht „Frauen finden“ der AI/Bright-Stiftung finden Sie unter www.allbright-stiftung.de/headhunter

Quelle: fpd 836

Sinkender Anteil an Gründerinnen

Die Süddeutsche Zeitung (SZ) befasst sich in einem Artikel mit dem Thema „Gründerinnen in Deutschland“. In diesem kommt Gründerin und Mutter zweier Kinder, Jaclyn Schnau, zu Wort: „Mit 26 oder 27 Jahren machen viele Menschen ihren Master. Ungefähr vier Jahre später, um die 30, bekommen Frauen im Schnitt ihr erstes Kind. Folglich bleiben nur etwa vier Jahre, in denen sich potenzielle Gründerinnen ein Netzwerk aufbauen können.“ Sei der Nachwuchs erst da, gehe man in diesem Land immer noch davon aus, dass Mütter maximal Teilzeit arbeiten, was bei den Öffnungszeiten vieler Kitas auch kaum anders gehe. Fazit sei: „Dieses System hält Frauen vom Gründen ab.“
Laut einer Studie der BCG-Unternehmensberatung sei es „mindestens beunruhigend“, dass 2022 nur jedes zehnte Start-up aus einem rein weiblichen Gründerteam bestanden habe, nach 17 Prozent in 2021. Auch der Anteil gemischter Teams sei von 12 auf 11 Prozent gesunken. Für Gründerinnen sei es etwa deutlich härter, Kapital zu beschaffen. So könnten ausschließlich von Männern geführte Startups 91 Prozent der Investorengelder einsammeln. Auch in gemischten Teams fließe weniger Geld. Damit Deutschland zum Gründerinnenland werden könne, raten die Studienautor*innen zu „speziellen Wagniskapitalfonds nur für Frauen“, die sich in Großbritannien bewährt hätten und wie es sie vereinzelt hierzulande schon gebe. Zudem könnten engagierte Männer an der Seite von Gründerinnen, nicht nur im Führungsteam, sondern auch im Privatleben, hilfreich sein.

Quelle: fpd 836

Die Integration geflüchteter Frauen in den deutschen Arbeitsmarkt verläuft langsamer

Eine aktuelle Analyse des Instituts für Arbeitsmarkt- und Berufsforschung der Bundesagentur für Arbeit (IAB) ergab: „Mehr als die Hälfte“ der während der ersten großen Flüchtlingswelle 2015 nach Deutschland geflüchteten und hier verbliebenen Menschen sind inzwischen auf dem deutschen Arbeitsmarkt erwerbstätig. Dies, so wird betont, seien etwa 10 Prozent mehr als noch im Jahr 2020 gezählt werden konnten. Das durchschnittliche Bruttomonatseinkommen dieser Bevölkerungsgruppe sei von 1.660 Euro in den ersten beiden Jahren in Deutschland auf 2.037 Euro im sechsten Jahr angestiegen. Dabei arbeite „ein Großteil“ dieser Gruppe der Beschäftigten in Vollzeit.
Besonders hervorgehoben wird, dass die Integration der geflüchteten Frauen in den hiesigen Arbeitsmarkt „deutlich langsamer als bei den Männern“ verlaufe. Deren Anteil an der Gesamtzahl der erwerbstätigen Geflüchteten beziffert die IAB-Analyse mit 23 Prozent. Bemerkenswert erscheine, dass rund ein Drittel der erwerbstätigen Geflüchteten seit ihrer Ankunft schulische oder berufliche Aus- oder Weiterbildungsverhältnisse eingegangen sind.

Quelle: fpd 836

Verbesserung der Rolle Deutschlands bei der Gleichstellung im weltweiten Vergleich

Die Tagesschau meldet, dass das Weltwirtschaftsforum (WEF) 2023 zu folgendem Schluss in seinem „Global Gender Gap Index“ kommt: Deutschland hat sich im weltweiten Vergleich bei der Gleichstellung von Frauen und Männern verbessert und das liegt vor allem an der Rolle von Frauen in der Politik. Nach Platz 10 im Jahr 2022 belegt die Bundesrepublik in diesem Jahr Platz 6 des globalen Rankings. Spitzenreiter bleibt Island, gefolgt von Norwegen, Finnland, Neuseeland und Schweden. Am schlechtesten habt das WEF die Gleichstellung zwischen Männern und Frauen in Afghanistan bewertet. Daneben befinden sich der Tschad, Algerien und der Iran auf den hintersten Plätzen. Zur Verbesserung Deutschlands hat vor allem die gestiegene Zahl an weiblichen Abgeordneten im Bundestag und die damit einhergehende ausgeglichenere Geschlechterverteilung beigetragen. Auch im Bildungs- und Gesundheitswesen bescheinigt der Index des WEF Deutschland ein größtenteils ausgewogenes Gleichstellungsverhältnis. Die Tagesschau weiter: Anders sehe es jedoch beim Blick auf die deutsche Wirtschaft aus: Hier habe Deutschland in Sachen Gleichberechtigung sogar nachgelassen, heiße es in dem WEF-Ranking weiter. Das spiegle sich in einem ungleichen Verhältnis der an Männer und Frauen gezahlten Löhne wider, aber auch in der Vergabe von Führungspositionen. Demnach seien nur 29 Prozent solcher Spitzenposten bundesweit von Frauen besetzt. Damit sei Deutschland wieder auf den Wert von 2018 zurückgefallen.
Quelle: fpd 835

„Die 4-Tage-Woche könnte Frauen helfen, Familie und Beruf zu vereinbaren“

Auf die Frage des Gewerkschaftsmagazins „metall“, wie die 4-Tage-Woche und der Arbeitskräftemangel zusammenpassen würden, antwortet die Berliner Sozialwissenschaftlerin Prof. Jutta Allmendinger mit „Bestens!“. Die Präsidentin des Wissenschaftszentrums Berlin für Sozialforschung (WZB) und Verfechterin der 4-Tage-Woche weiter: „Die 4-Tage-Woche wird den Krankenstand und die Frühverrentung verringern, was das Arbeitsvolumen insgesamt erhöhen wird. Sie wird gleichermaßen die Erwerbsarbeitszeit von Frauen steigern, da sie die Erwerbsarbeit zwischen Männern und Frauen umverteilt. Damit gewinnt die Wirtschaft viele Potenziale gut ausgebildeter, motivierter und leistungsstarker Frauen.“ Nötig seien allerdings flächendeckend gute Kitas, Ganztagsschulen und eine partnerschaftliche Aufteilung der unbezahlten Arbeit.
Quelle: fpd 835

Mütter verdienen 3.000 Euro weniger im Jahr als Väter

Das Institut der deutschen Wirtschaft (IW) hat, basierend auf Daten des Sozio-oekonomischen Panels (SOEP), fünf Fakten zur ökonomischen Situation von Müttern in Deutschland zusammengetragen, dass sich die ökonomische Lage von Frauen mit Kindern noch immer stark von der von Vätern oder Frauen ohne Kinder unterscheidet.
„3.171 Euro: So viel weniger verdienten Mütter durchschnittlich im Jahr 2019 als kinderlose Frauen. Das zeigt eine IW-Sonderauswertung von Daten aus dem Sozio-oekonomischen Panel (SOEP). Besonders groß ist der Unterschied in der Altersgruppe der 30- bis 50-Jährigen: Kinderlose Frauen verdienten hier im Mittel 40.290 Euro – Mütter jedoch nur 25.821 Euro.
Erwerbstätige Mütter arbeiten im Median 30 Stunden pro Woche – acht Stunden weniger als erwerbstätige Frauen ohne Kinder. Im Vergleich zur Gesamtbevölkerung ist der Unterschied sogar noch größer. Dort sind es insgesamt 40 Stunden. Die Zeit für Care-Arbeit ist hier nicht miteingerechnet.
Nur 39, 7 Prozent aller Mütter mit einem Kind unter drei Jahren waren im Jahr 2022 erwerbstätig. Das zeigen Zahlen des Statistischen Bundesamts. Bei Vätern Ist die Quote mit 89 Prozent deutlich höher.
Mütter bekommen weniger Rente. Frauen mit Kindern. die 2021 erstmals eine Rente bezogen, bekamen eine durchschnittliche Rente von871 Euro, bei Frauen ohne Kinder waren es 897 Euro. Die Summe sinkt, je mehr Kinder eine Frau hat: Bei vier und mehr Kindern sind es nur 767 Euro. Das geht aus der Statistik der Deutschen Rentenversicherung hervor.
Im Frühjahr 2022 fehlten noch immer rund 266.000 Betreuungsplätze für unter Dreijährige. Die Kitalücke ist damit zwar knapp 90.000 Plätze kleiner als noch drei Jahre zuvor. Weil seit dem vergangenen Jahr viele Menschen aus der Ukraine Schutz vor dem Krieg suchen. könnte sich die Lage aber wieder verschärfen.“
„Beruf und Familie sind für viele Frauen immer noch schwer zu vereinbaren“, sagt dazu IW-Ökonomin Ruth Maria Schüler. Das zeige sich über den kompletten Lebenslauf von Müttern. Niedrige Renten von Müttern seien die Folge von geringeren Einkommen und Arbeitszeiten. „Um diese Lücke zu schließen, muss an der Wurzel des Problems angesetzt werden: Die Politik muss endlich die Kita-Lücke schließen.“
Quelle: fpd 832