Service- und Vernetzungsstelle
für Gleichstellungsbeauftragte in Rheinland-Pfalz

Für Startup-Gründerinnen gibt es in Deutschland noch einiges zu tun

Aus dem Gründungszentrum der Hochschule für Wirtschaft und Recht Berlin (HWR) heißt es „Gründen Frauen anders? Auf jeden Fall weniger“. Laut Female Founders Monitor (FFM) 2022, der den Gender-Gap bei Startups in den Fokus rückt, und Bundesfrauenministerin Lisa Paus ist es „ein wichtiges Instrument, das uns zeigt, an welchen Stellen wir noch mehr für Gründerinnen in der Startup-Branche tun müssen“. In Deutschland liegt der Startup-Gründerinnenanteil bei 20 Prozent. In der „Existenzgründung“, dessen Umsetzung eigenes fachliches Knowhow voraussetze, sei der Anteil der Frauen höher als in der „Startup-Gründung“, in der innovative Geschäftsideen umgesetzt würden. Die Gründe hierfür seien „Hürden für Frauen im Startup-Ökosystem“, erklärte Sandra Thum, Managerin am HWR-Gründungszentrum, der zufolge Männer-Teams im Durchschnitt fast neun Mal so viel Kapital von lnvestor*innen erhalten, wie Frauen-Teams. Laut vier von fünf Gründerinnen werden Gründerinnen bei Investmententscheidungen kritischer hinterfragt als Gründer, häufig sogar von Frauen selbst. Um dem entgegenzuwirken, empfiehlt Thum, im Team zu gründen, da hier das Risiko für lnvestor*innen „einfach geringer“ sei. Frauen würden bevorzugt solo gründen.
Bei der Vereinbarkeit von Familie und Beruf gebe es Vor- und Nachteile. Die Selbstständigkeit habe Thum persönlich Flexibilität und Zeit für Kinder und berufliches Vorankommen geboten, könne aber auch eine Doppelbelastung auf Kosten der Arbeitszeit sein. Ein großer Nachteil sei, dass „privat versicherte Selbstständige kein Mutterschaftsgeld erhalten“. Um den Weg der Gründung für mehr Frauen zur Option zu machen, müsse an den strukturellen Rahmenbedingungen gearbeitet werden und die Inspiration für Gründung als Karriereweg bereits in der Grundschule beginnen.
Quelle: fpd 829

Sechs der zehn Berufe mit größtem Fachkräftemangel sind klassische Frauenberufe

Neue Zahlen des Instituts der Deutschen Wirtschaft (IW) zeigen, dass sechs der zehn Berufe, die mit den größten Fachkräftelücken kämpfen, klassische Frauenberufe sind. Besonders betroffen seien die Berufe in den Bereichen Sozialarbeit und Sozialpädagogik, bspw. in Kinderheimen, der Suchtberatung oder Jugendämtern. Hier könnten 80 Prozent der offenen Stellen nicht mit Fachkräften besetzt werden. Ebenso betroffen seien die Bereiche Kinderbetreuung und Erziehung, in denen – mehr als in allen anderen Berufsgruppen – 97 Prozent Frauen tätig seien. Hier könnten 74 Prozent der Arbeitsplätze nicht besetzt werden. Auch in der Alten- und Krankenpflege, die zu 80 Prozent Frauen beschäftige, „fehlen tausende Fachkräfte“, so das IW. Das Fazit: „Es bleibt ein weiter Weg, um die Lücken zu schließen und damit die Arbeitsbelastung für Frauen – und Männer – zu verringern.“
Die Autorin der Studie, Lydia Malin, empfiehlt: „Möglichst früh in die berufliche Orientierung von Kindern- und Jugendlichen“ zu investierten. Malin wörtlich: „Geschlechterrollen müssen aufgebrochen und junge Menschen ermutigt werden, ihre berufliche Zukunft aufgrund ihrer Fähigkeiten und Interesse zu wählen. Wegen des demografischen Wandels ist es außerdem unverzichtbar, mehr qualifizierte Zuwanderer zu gewinnen. Unternehmen müssen besser auf die Bedürfnisse von dem jeweils anderen Geschlecht eingehen. Nur so können die Lücken etwas verringert werden. Dabei helfen eine gendergerechte Sprache und eine bessere Vereinbarkeit von Familie und Beruf.“
Quelle: fpd 829

Arbeitslosigkeit der Eltern von Grundschulkindern beeinträchtigt deren Bildungserfolg

Eine veröffentlichte Studie des Deutschen Instituts für Wirtschaftsforschung Berlin (DIW) verdeutlicht „ein weiteres Mal“, dass Kinder, deren Eltern in der Grundschulzeit des Kindes arbeitslos waren, später niedrigere Bildungsabschlüsse erreichen. Demnach machen Kinder zu 30 Prozent seltener (Fach-)Abitur und schließen zu 9 Prozent seltener ein Studium ab, wenn der Vater während ihrer Zeit als Grundschulkind arbeitslos war. Bei einer Arbeitslosigkeit der Mutter seien die Effekte schwächer oder gar nicht vorhanden. Für die Studie seien allerdings Daten des Sozio-oekonomischen Panels (SOEP) von 1979 bis 2001 geborenen Kindern ausgewertet worden und da seitdem die Erwerbstätigkeit von Müttern deutlich gestiegen sei, dürfte bei späteren Geburtsjahrgängen auch die Arbeitslosigkeit von Müttern eine größere Rolle spielen, so die Studienautor*innen der Abteilung Bildung und Familie des DIW.
Um Kinder vor den Folgen der Arbeitslosigkeit ihrer Eltern zu schützen, sind laut der Meinung der Expert*innen: „Ganztagsschulen und der beschlossene Rechtsanspruch auf einen Ganztagsplatz im Grundschulalter ab 2026“ wichtig. Es komme jedoch darauf an, den Rechtsanspruch auch tatsächlich zu erfüllen und eine hohe Qualität der Betreuung sicherzustellen. Nur dann könne dieser dazu beitragen, Bildungsungleichheit zu reduzieren, nicht nur mit Blick auf Chancengleichheit, sondern auch „vor dem Hintergrund des schon heute bestehenden Fachkräftemangels, der sich noch deutlich verschärfen dürfte.“

Studie: www.diw.de/documents/publikationen/73/diw_01.c.868916.de/23-12-1.pdf

Quelle: fpd 829

„ln der Kindertagesbetreuung besteht deutlich mehr Bedarf als Verfügbarkeit“

Das Kernergebnis einer Studie des Kinderbetreuungsreports 2022 im Rahmen der Kinderbetreuungsstudie (KiBS) des Deutschen Jugendinstituts (DJI) lautet, dass deutlich mehr Eltern Betreuungsbedarf anmelden, als Plätze in der Kindertagesbetreuung zur Verfügung stehen. Stelle man der Betreuungsquote von 34,4 Prozent bei den unter Dreijährigen im Jahr 2021 die Quote des elterlichen Bedarfs gegenüber, betrage die Differenz 12,4 Prozent. Demnach wünsche sich fast die Hälfte der Eltern mit einem Kind unter drei Jahren einen Betreuungsplatz. In Westdeutschland würden dabei Betreuungszeiten bis zu 35 Stunden wöchentlich bevorzugt, in Ostdeutschland mehr als 35 Stunden. Ganztagsplätze mit mehr als 45 Wochenstunden seien immer seltener gefragt. Wegen der bestehenden Lücke zwischen Betreuungsbedarf und -verfügbarkeit empfehlen die Autoren der durch das BMFSFJ geförderten KiBS, die Plätze der Kindertagesbetreuung aufzustocken und die zeitliche Passgenauigkeit an den Bedürfnissen der Eltern zu orientieren.

Studie: www.dji.de/veroeffentlichungen/literatursuche/detailansicht/literatur/33147-der-betreuungsbedarf-bei-u3-und-u6-kindern.html

Quelle: fpd 829

„Anstieg der Erwerbstätigenquote im höheren Alter stagniert bei den Babyboomern“

Neue Zahlen des Bundesinstituts für Bevölkerungsforschung (BiB) zeigen, dass während die Erwerbstätigenquote im höheren Alter zuvor stark zugenommen hatte, diese in den letzten fünf Jahren zum Stillstand gekommen ist. Demnach habe sich zwischen den Jahren 2000 und 2015 die Quote der 60- bis 64-jährigen Frauen vervierfacht und die der Männer mehr als verdoppelt. Jetzt stagniere die Ausweitung der Erwerbstätigkeit im Alter bei den stark besetzten Babyboomer-Jahrgängen, von denen aktuell viele mit 63 oder 64 Jahren und damit deutlich vor der Regelaltersgrenze aus dem Arbeitsleben ausschieden und hierfür auch vermehrt Abschläge bei der Rentenhöhe in Kauf nähmen. Diese Entwicklung gebe Anlass zur Sorge, da angesichts einer alternden Gesellschaft die Ausweitung der Erwerbstätigkeit in höhere Alter als wichtige Stellschraube gesehen werden müsse, um dem Fachkräftemangel und Finanzierungslücken im Rentensystem entgegenzuwirken. Forschungsgruppenleiterin am BiB, Dr. Elke Loichinger, resümiert: „Die stagnierenden Zahlen zeigen, dass die Ausweitung der Erwerbstätigkeit in höhere Alter kein Selbstläufer ist, um Arbeitskräfte länger im Erwerbsleben zu halten, müssen Anreize deutlich vor dem Eintritt in den Ruhestand erfolgen. Wenn der Ruhestand erst einmal erfolgt ist, kommen nur wenige ins Erwerbsleben zurück.“
Quelle: fpd 829

Eine Trennung verschlechtert meistens die ökonomische Situation von Müttern

Das Kernergebnis einer Studie des Deutschen Jugendinstituts (DJI), die sich, basierend auf Daten des Sozio-Panels (SOEP) der Jahre 1998 bis 2018, mit der ökonomischen Situation von Eltern nach Trennung oder Scheidung befasst hat, lautet wie folgt: Ob der Vater sich nach einer Trennung in der Kinderbetreuung engagiert oder nicht macht keinen Unterschied für das wirtschaftliche Ergehen der Mutter.
„Insgesamt zeigen die Analysen, dass es innerhalb eines mütterlichen Residenzmodells, in dem die Mütter die Hauptlast oder sogar die gesamte Kinderbetreuung übernehmen, keinerlei Unterschied für die Einkommensentwicklung der Mütter macht, ob sich die Väter nach der Trennung regelmäßig, auch wochentags, an der Kinderbetreuung beteiligen oder nicht“, so das DJI. Während es betreuungsaktiven Vätern gelinge, ihr Engagement mit einer intensivierten Erwerbstätigkeit zu vereinbaren, falle es Müttern erheblich schwerer, nach einer Trennung auf dem Arbeitsmarkt Fuß zu fassen. Der Grund für die deutlichen Unterschiede sei vermutlich auf das hohe mütterliche Engagement bei der Kinderbetreuung zurückzuführen, da sozio-demografische Disparitäten, wie Alter oder Bildungsabschluss der Mütter, in den Analysen berücksichtigt worden seien.

Studie auf Englisch: https://link.springer.com/article/10.1007/s10834-022-09876-7

Quelle: fpd 828