Service- und Vernetzungsstelle
für Gleichstellungsbeauftragte in Rheinland-Pfalz

„Die großen deutschen Familienunternehmen sind traditionsreich und frauenarm“

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„Die großen deutschen Familienunternehmen sind traditionsreich und frauenarm“

29.07.2020

Die AllBright-Stiftung veröffentlichte im Juni 2020 den Bericht „Die deutschen Familienunternehmen: Traditionsreich und frauenarm“. Das Fazit darin lautet: „Aldi, Bertelsmann, Bosch, Burda, Otto, Oetker, Haniel, Axel Springer – die großen deutschen Familienunternehmen prägen als Ikonen des Unternehmertums die deutsche Wirtschaft; mehr als die Hälfte der 100 größten deutschen Familienunternehmen besteht seit mehr als einem Jahrhundert. Ihr Führungsverständnis erscheint allerdings meist ebenso alt wie die Unternehmen selbst: Am 1. März 2020 sind weniger als 7 Prozent der Mitglieder in den Geschäftsführungen Frauen.“

Der Report trifft folgende wesentliche Feststellungen:

  • In den Geschäftsführungen der 100 umsatzstärksten deutschen Familienunternehmen arbeiten nur 6,9 % Frauen und damit deutlich weniger als bei den 160 an der Frankfurter Börse notierten Unternehmen (10 %) oder den Dax-30-Unternehmen (15 %).
  • Weniger als ein Drittel der deutschen Familienunternehmen (29 %) hat überhaupt eine Frau in der Geschäftsführung, bei einem einzigen Unternehmen gibt es 2 Frauen in der Geschäftsführung.
  • Unternehmen, die zu 100 % im Familienbesitz sind, schneiden am schlechtesten ab: Hier liegt der Frauenanteil in den Geschäftsführungen bei nur 4,8 %.
  • Machtvolle Positionen wie der Vorsitz der Geschäftsführung oder des Aufsichtsrats werden in den Eigentümerfamilien noch immer vorwiegend Männern anvertraut. Auch die Nachfolge ist meist noch männlich.
  • Unter den Aufsichtsratsvorsitzenden waren am 1. März 2020 nur 3 Frauen zu finden.

Quelle: fpd 762, Bericht der AllBright-Stiftung

„Deutschland auf dem letzten Platz bei der Besetzung von Führungspositionen“

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„Deutschland auf dem letzten Platz bei der Besetzung von Führungspositionen“

29.07.2020

Nach Ansicht des Deutschen Gewerkschaftsbundes (DGB) ist „die deutsche Geschlechterquote wenig ambitioniert“. In einer aktuellen Stellungnahme des DGB heißt es: „Seit 2015 gilt in Deutschland eine Geschlechterquote für die Besetzung von Führungsgremien in Unternehmen. Im Vergleich mit anderen Ländern in Europa, die solche Regeln geschaffen haben, belegt Deutschland den letzten Platz.“ Der DGB stützt sich bei seiner Kritik auf eine Analyse des Instituts für Mitbestimmung und Unternehmensführung (IMU) in der Hans-Böckler-Stiftung, bei der verschiedene Faktoren – u.a. Reichweite, Wirkung und Sanktionsmöglichkeiten der Quote – miteinander verglichen worden seien.
Es heißt wörtlich: „‚Die deutsche Regelung erfüllt in der vorliegenden Vergleichsanalyse den geringsten Qualitätsstandard einer gesetzlichen Geschlechterquote (1,85 von 5 Punkten)“, konstatieren die IMU-Wissenschaftler*innen. Kein anderes Land mit einer Geschlechterquote erfasst so wenig Unternehmenstypen. Bisher gelten die Regeln nur für börsennotierte und paritätisch mitbestimmte Unternehmen.
Positiver Spitzenreiter ist Norwegen. Dort wurden die Vorgaben bereits 2003 eingeführt. Das Gesetz, das die Repräsentanz beider Geschlechter in Höhe von 40 % vorschreibt, gilt für den Verwaltungsrat sowohl in allen börsennotierten Unternehmen als auch in Unternehmen im Staatsbesitz. Die Sanktionen, die bis zur Auflösung des Unternehmens gehen können, sind dabei besonders scharf. Die IMU-Expertenraten Deutschland deshalb, die Regelungen auszuwerten.“
Der DGB vermerkt dazu: „Auch der DGB fordert eine Verschärfung: Nur mit glasklaren gesetzlichen Vorgaben kommen wir vorwärts, wie andere Länder es vormachen. 70 %t der Unternehmen geben sich hierzulande mit aberwitzigen Begründungen die ‚Zielgröße‘ Null. Null Prozent Frauen in Vorstandspositionen – diese Fälle müssen mit empfindlichen Geldstrafen sanktioniert werden. Auch dies gehört in die Novelle des Quotengesetzes“, fordert die stellvertretende DGB-Vorsitzende Elke Hannack.

Quelle: fpd 762

„Geschlechtergerecht aus der Krise“ – Frauenverbände fordern eine „gerechte Konjunktur“

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„Geschlechtergerecht aus der Krise“ – Frauenverbände fordern eine „gerechte Konjunktur“

22.07.2020

Mit einer kritischen Feststellung leitet der Deutsche Frauenrat (DF) eine aktuelle Stellungnahme unter dem Titel „Finanzen fair verteilen – Für eine gerechte Konjunktur – Geschlechtergerecht aus der Krise“ ein: „In der Corona-Krise drohen erhebliche Rückschritte in der Gleichstellung. Denn die politischen Maßnahmen zum Umgang mit dem Virus vernachlässigen die Lebenswirklichkeiten von Frauen und Mädchen und setzen auf längst überholt geglaubte Geschlechterrollen.“
In der Erklärung heißt es weiter: „Die Bundesregierung will Anfang Juni ein Konjunkturpaket mit weiteren milliardenschweren Investitionen beschließen, um die wirtschaftlichen Folgen der Corona-Krise abzumildern. Dabei dürfen Fehler der Vergangenheit nicht wiederholt werden, fordert der Deutsche Frauenrat: Sowohl nach der Wende 1989 als auch in der Finanzkrise 2008 konzentrierten sich die Konjunkturpakete auf den Erhalt von Beschäftigung in männerdominierten Branchen. Die Beschäftigungsverhältnisse und -formen von Frauen wurden kaum berücksichtigt. Die Corona-Krise kann nur auf der Grundlage geschlechtergerechter finanzpolitischer Entscheidungen überwunden werden. Alle Maßnahmen müssen die Gleichstellung von Frauen und Männern voranbringen.
Investitionsmaßnahmen wirken unterschiedlich auf Frauen und Männer. Frauen und Männer arbeiten in unterschiedlichen Wirtschaftszweigen und Hierarchieebenen. Einige der frauendominierten Branchen, wie der Einzelhandel, das Gastgewerbe oder die Tourismusbranche, sind von der Krise besonders stark betroffen. Sie sind genauso relevant wie z.B. die Automobilindustrie und müssen gleichermaßen unterstützt werden.“

Der volle Wortlaut der mehrseitigen Stellungnahme des DF ist einzusehen auf: www.frauenrat.de

Quelle: fpd 761

„Von der Corona-Krise sind Frauen am Arbeitsmarkt stärker betroffen als Männer“

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„Von der Corona-Krise sind Frauen am Arbeitsmarkt stärker betroffen als Männer“

17.07.2020

Das Deutsche Institut für Wirtschaftsforschung (DIW) (Berlin) zeigt in einem Bericht auf, dass die Corona-Pandemie eine „verheerende Wirtschaftskrise“ auslöst, die auch am deutschen Arbeitsmarkt durch Kurzarbeit und Arbeitslosigkeit nicht spurlos vorübergeht. Während die Finanzkrise 2008/2009 in der Hauptsache Männer betraf, trifft die aktuelle Krise Wirtschaftssektoren wie das Gastgewerbe, in denen Frauen stärker repräsentiert sind.
Der aktuell vorgelegte Bericht von Anna Hammerschmid, Julia Schmieder und Katharina Wrohlich zeigt anhand offizieller Arbeitsmarktzahlen für Deutschland auf, welche Sektoren besonders viele Anzeigen zu Kurzarbeit und hohe Zugänge in Arbeitslosigkeit im März und April 2020 aufweisen.
In Kombination mit Daten über Frauen- und Männeranteile in den einzelnen Sektoren können die geschlechtsspezifischen Auswirkungen auf die Arbeitsnachfrage in Deutschland abgeschätzt werden. In ihrem Fazit stellen die Autorinnen fest, dass aus den genannten Gründen staatliche Maßnahmen zur Rettung der Konjunktur nach der Wirtschaftskrise einem Gender-Budgeting unterworfen werden sollten.

Quelle: fdp 760, DIW-Bericht

Die Bundesregierung bestätigt: „Frauen haben weniger Vermögen als Männer“

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Die Bundesregierung bestätigt: „Frauen haben weniger Vermögen als Männer“

17.07.2020

Männer in Deutschland haben ein „erheblich höheres Vermögen als Frauen“. Dies hat die Bundesregierung in ihrer Antwort auf eine Anfrage (19/18921) der Fraktion der Grünen im Bundestag bestätigt. Das durchschnittliche Netto-Gesamtvermögen von Männern soll im Jahr 2017 124.000 Euro betragen haben. Das Gesamtvermögen von Frauen habe betrachteten Jahr im Durchschnitt bei 90.000 Euro netto gelegen. Die Bundesregierung stützt sich dabei nicht auf eigene Erkenntnisse, sondern Berechnungen von Wirtschaftsforschern.

Quelle: fpd 760

Die Corona-Geschichte für selbstständige Frauen ist eine der „vergessenen Frauen“

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Die Corona-Geschichte für selbstständige Frauen ist eine der „vergessenen Frauen“

02.07.2020

In einem gemeinsamen Brief an die Landesregierung in Mainz bemängelten die Landesarbeitsgemeinschaft der kommunalen Frauen- und Gleichstellungsbeauftragten, der Landesfrauenbeirats, der Landesfrauenrat und die Existenzgründungsberatung E.U.L.E., dass das Corona-Landesprogramm für Kulturschaffende in Rheinland-Pfalz „keine monatlichen Zuschüsse zur Sicherung des Lebensunterhalts von Soloselbstständigen umfassen“ wird. „Aus frauenpolitischer Sicht wäre dies aber bereits mit dem Sofortprogramm des Bundes für Rheinland-Pfalz dringend notwendig gewesen“, heißt es in dem offenen Brief. Die betroffenen Frauen könnten keine klassischen Betriebsausgaben geltend machen, ebenso wenig Honorarausfälle aufgrund entfallener Dienstleitungen. Der Rat der Landesregierung, Grundsicherung zu beantragen, um auch längerfristig den Lebensunterhalt abzusichern, gehe „völlig an der Lebenswirklichkeit vieler soloselbstständiger Frauen vorbei“.

Folgende Forderungen wurden formuliert:

  • Hilfen zum Lebensunterhalt aus dem Soforthilfeprogramm des Bundes auch für solche soloselbstständigen Frauen, die keine klassischen Betriebsausgaben haben.
  • Ausweitung und zeitliche Verlängerung der Hilfsprogramme, da Honorarausfälle kaum mehr in diesem Jahr ausgeglichen werden können.
  • „Aus frauenpolitsicher Sicht“ bei Anträgen auf Grundsicherung (ALG II) keine Zurechnung zu einer Bedarfsgemeinschaft.

Quelle: fpd 759