Service- und Vernetzungsstelle
für Gleichstellungsbeauftragte in Rheinland-Pfalz

„Auch In der deutschen Musikindustrie sind Frauen stark unterrepräsentiert“

Die Musikplattform Qobuz hat den internationalen „Diversity Day“ zum Anlass genommen die „Diversität in der deutschen Musiklandschaft“ zu analysiert und – auf der Basis der Überprüfung der 20 Top-Chart-Songs seit 2000 auf das Geschlecht der Künstler*innen – folgendes Ergebnis publiziert: „Knapp drei Viertel (74 Prozent) der Top-Musiker*innen sind Männer, nur rund ein Viertel (26 Prozent) Frauen. Im letzten Jahr erreichte die Frauenquote mit nur 7 Prozent einen absoluten Tiefstwert.“ Dass „Frauen auch in der deutschen Musikindustrie stark unterrepräsentiert“ seien, sei jetzt belegt. Zudem liege damit die Quote erstmals unter 10 Prozent, nachdem die Anteile der Frauen in den Jahren 2001 und 2010 je 39 Prozent betragen und 2009 mit 49 Prozent sogar einen Höchststand erreicht hätten.
Weitere Infos unter: www.qobuz.com/de-de/info/News/Diversitat-in-den-deutschen-Charts185703
Quelle: fpd 808

„‘Catcalling‘ hat schlimme Auswirkungen und Ist ein gesellschaftliches Problem“

Die Bundesarbeitsgemeinschaft kommunaler Frauenbüros und Gleichstellungsstellen hat zu einer bundesweiten Aktion gegen „Catcalling“ aufgerufen. Unter „Catcalling“ werden unterschiedliche verbale Formen der sexuellen Belästigung ohne Körperkontakt zusammengefasst; sie reichen von Pfeif- oder Kussgeräuschen über anzügliche Sprüche und übergriffige Nachrichten auf Social Media bis zur ungewollten Konfrontation mit Fotos oder Videos sexuellen Inhalts im Netz. Solche „sexistischen Angriffe“ hätten 44 Prozent der Frauen schon erlebt und seien deshalb „ein gesellschaftliches Problem“, so die Frauenbeauftragten in einem Aufruf unter dem Schlagwort „‘Catcalling‘ ist kein Kompliment!“ Diese „aufgedrängte Sexualität“, die noch keinen eigenen Straftatbestand oder Ordnungswidrigkeit darstelle und sich hauptsächlich gegen jüngere Frauen richte, hätte „schlimme Auswirkungen“, sowohl körperlich als auch emotional. Sie bewirke, „dass Frauen und Mädchen Bereiche im öffentlichen Raum meiden und sich nicht mehr unbefangen in der Öffentlichkeit bewegen“. Im Rahmen der bundesweiten Aktion seien von Juni 2022 bis Mai 2023 „Betroffene aufgerufen, ihre erlebten Belästigungen über eine zentrale Mailadresse in ihrer jeweiligen Kommune zu melden“. Insgesamt seien mehr als 40 Kommunen und Kreise in der Bundesrepublik an der Aktion beteiligt.
Quelle: fpd 808

„Väter wollen mehr Verantwortung und gleiche Aufgaben In der Kindererziehung“

Das Institut der deutschen Wirtschaft (IW) publizierte folgende Nachricht: „Die meisten Väter wünschen sich eine gleiche Aufgabenteilung bei der Kindererziehung: Die positiven Entwicklungen beim Elterngeld weisen darauf hin, dass sie es ernst meinen.“ 55 Prozent der Männer mit Kindern unter 10 Jahren wollten „die Hälfte der Betreuung übernehmen, 23 Prozent sogar den größeren Anteil“. Dass ihr Anteil tatsächlich bereits jetzt bei mindestens der Hälfte des Arbeitsaufwands liege, „meinen immerhin 49 Prozent der Väter“, so das Institut, jedoch mit folgendem Zusatz: „Die Mütter sind hier allerdings kritischer und sehen dies in nur 13 Prozent der Fälle erfüllt.“ Das IW stützt sich auf Daten des Instituts für Demoskopie Allensbach und vermerkt: „Ähnliche Verdienstchancen durch gleichere Berufswahl und ausreichend Betreuungsmöglichkeiten können zudem für eine gerechtere Aufgabenteilung beitragen.“
Quelle: fpd 807

„Der Ausbildungs- und Arbeitsmarkt ist noch immer nach Geschlechtern geteilt“

Zum Girls’Day 2022 bemängelte das Bundesbildungsministerium, dass der deutsche Ausbildungs- und Arbeitsmarkt „noch immer stark nach Geschlecht aufgeteilt“ sei. Die Vorstellungen zur beruflichen Eignung seien weiterhin „eng mit stereotypen Rollenmustern verknüpft“. Wörtlich: „Im Bereich Kfz-Mechatronik und Industriemechanik sind nicht einmal 10 Prozent der Auszubildenden weiblich. Im eher weiblich konnotierten Gesundheitswesen ist dieses ungleiche Verhältnis nahezu umgekehrt. Nur zwei Prozent der Medizinischen Fachangestellten sind männlich. An den Hochschulen nimmt der Anteil an Frauen ab, je höher es die akademische Karriereleiter hinaufgeht: überwiegt jeweils bei Abitur und Studienbeginn der Anteil der jungen Frauen, so machen die Doktorandinnen nur noch 45 Prozent und die Habilitandinnen sogar nur noch 35 Prozent aus. In der Professorenschaft ist lediglich ein Viertel weiblich, und nur jede fünfte Hochschule wird von einer Frau geleitet.“
Quelle: fpd 806

Der Bundestag hat sich endlich des Dritten Gleichstellungsberichts angenommen 100 Handlungsempfehlungen

Der Dritte Gleichstellungsbericht der Bundesregierung steht nach Debatte im Bundestagsplenum derzeit im federführenden Ausschuss für Familie, Senioren, Frauen und Jugend zur weiteren Beratung an. Der Bericht befasst sich zentral mit der Frage, welche Weichenstellungen für eine geschlechtergerechte Gestaltung der digitalen Wirtschaft erforderlich sein werden. Er fordert weiter, dass Frauen in Deutschland künftig stärker von den Chancen profitieren können, die sich aus der Digitalisierung von Wirtschaft und Gesellschaft ergeben. Dem Bericht zufolge herrscht hier jedoch erheblicher Nachholbedarf. Es heißt dort, dass nur 16 Prozent der Frauen bislang in der Digitalbranche arbeiten. Die Autor*innen des Sachverständigen-Gutachtens haben mehr als 100 konkrete Handlungsempfehlungen an die Politik in Bund, Ländern und Gemeinden sowie an die Zivilgesellschaft gerichtet, um die Defizite zu beseitigen.
Im Bericht der Sachverständigen heißt es, dass aus gleichstellungspolitischer Sicht weiter Hürden und Barrieren abgebaut werden müssten, die „Geschlechterungleichheiten“ verursachen. Wörtlich: „Strukturelle Rahmenbedingungen, aber auch gesellschaftliche Werte und Normen sowie Schutzmechanismen müssen so gestaltet werden, dass Menschen, unabhängig vom Geschlecht, ihre Ziele und Wünsche in jeder Lebensphase und in allen gesellschaftlichen Transformationsprozessen besser verwirklichen können. Dies gilt auch für die Digitalisierung.“
Schwerpunkte
In seinen „Handlungsempfehlungen“ beschreibt der Bericht die Wege, wie die Ziele der Gleichstellung von Frauen und Männern im Digitalisierungszeitalter erreicht werden können. Dabei geht es um „geschlechtergerechte Technikentwicklung, den Zugang zu digitalisierungsbezogenen Kompetenzen unabhängig vom Geschlecht, den Zugang zu digitalisierungsbezogenen Ressourcen unabhängig vom Geschlecht, die Entgeltgleichheit und eigenständige wirtschaftliche Sicherung durch gleichberechtigte Integration in die digitalisierte Wirtschaft, die Auflösung von Geschlechterstereotypien in der digitalisierten Wirtschaft, geschlechtergerechte Verteilung der unbezahlten Sorgearbeit in der Digitalisierung der Gesellschaft, den Abbau von Diskriminierung und Schutz vor geschlechtsbezogener Gewalt in analogen und digitalen Räumen und die geschlechtergerechte Gestaltungsmacht in Wirtschaft, Politik und Gesellschaft.“
Quelle: fpd 805

„Voraussetzung zur Erfüllung der lstanbul-Konvention ist die Gleichstellung“

Unter dem Motto „lstanbul-Konvention – Auftrag zum Abbau der Geschlechterhierarchie“ hatten das Frauenzentrum Mainz und das Frauenbüro von Mainz mit Unterstützung der Heinrich-Böll-Stiftung zu einem Werkstattgespräch in die Landeshauptstadt eingeladen. Eine ausführliche Dokumentation zur Veranstaltung liegt jetzt vor. Diese definiert die Ursachen von Gewalt an Frauen als „Ausdruck historisch gewachsener ungleicher Machtverhältnisse zwischen Frauen und Männern“. Folglich, so heißt es weiter, sei „der Einsatz gegen Gewalt an Frauen nicht denkbar ohne die Bekämpfung ihrer Ursache“. Eine wirksame Frauen- und Gleichstellungspolitik werde damit zur „Voraussetzung zur Erfüllung der lstanbul-Konvention“ und „eine tragende Säule dieses Menschenrechtsvertrags“. Dies gelte „europaweit, landesweit, regional und eben auch für Mainz“. Wichtige Schritte auf dem Weg zur Überwindung des „alltäglichen Sexismus“ seien die „noch bessere Vernetzung der frauen- und gleichstellungspolitischen Akteur:innen“ und die „Gewinnung neuer Bündnispartner“, heißt es in der Dokumentation. „An alle (mächtigen) Männer“ wurde appelliert, sich der Konvention und dem Ziel einer „Gesellschaft frei von Sexismus und jeglicher Form der Diskriminierung anzuschließen.“
Die Dokumentation finden Sie hier: https://www.mainz.de/medien/internet/downloads/Dokumentation_Werkstattgespraech_4_Maerz_2022.pdf
Quelle: fpd 805