Service- und Vernetzungsstelle
für Gleichstellungsbeauftragte in Rheinland-Pfalz

Bereits kurz nach dem Abitur rechnen junge Frauen mit niedrigeren Gehältern

Ein zentrales Ergebnis einer Studie über den „Gender Gap bei Einkommenserwartungen“ ist, dass „[Frauen] bereits kurz nach dem Abitur erwarten, dass sie im Alter von 35 Jahren in einem Vollzeitjob mit Hochschulabschluss ein um 15,7 Prozent niedrigeres monatliches Nettoeinkommen haben werden als Männer.“ Die Studie basiert auf Daten des Berliner Studienberechtigten-Panels (Best Up) und ist vom Deutschen Institut für Wirtschaftsforschung (DIW) vorgestellt worden. „Fast die Hälfte der Unterschiede bei den Einkommenserwartungen von Frauen und Männern geht darauf zurück, dass Frauen aufgrund erwarteter familiärer Verpflichtungen mit weniger Einkommen rechnen. Obwohl sich Männer gleichermaßen ausreichend Zeit für die Familie wünschen, gehen sie im Gegensatz zu Frauen nicht davon aus, dass sie deshalb später Abstriche bei ihrem Erwerbseinkommen machen müssen“, merkt das DIW an und fügt hinzu: „Dass Frauen und Männer unterschiedliche Vorstellungen von ihrem späteren Einkommen haben, mag auf den ersten Blick nicht problematisch erscheinen, doch das Gegenteil ist der Fall. Wenn Frauen bspw. mit geringen Erwartungen in Gehaltsverhandlungen gehen, bekommen sie womöglich tatsächlich ein niedrigeres Gehalt. Zudem können Einkommenserwartungen mit darüber entscheiden, ob sich junge Menschen nach dem Abitur überhaupt für ein Studium einschreiben.“
Quelle: fpd 816

Europäische Bewegung sucht Vorschläge: Wer wird die nächste „Frau Europas?“

Die Europäische Bewegung Deutschland (EBD) will den von ihr gestifteten Preis „Frauen Europas“ auch im kommenden Jahr vergeben und ist auf der Suche nach „herausragenden Persönlichkeiten, die sich ehrenamtlich für die Europäische Einigung engagieren“. Vorschläge für Kandidatinnen werden noch bis Mitte Dezember 2022 entgegengenommen.
Info: https://www.netzwerk-ebd.de/aktivitaeten/preis-frauen-europas/
Quelle: fpd 816

„Hauptsächlich Mädchen leisteten Care-Arbeit in der Pandemie“ – Sozialisation hierzulande geschlechterungerecht

Eine der Hauptergebnisse einer Studie zu den Folgen der Pandemie für Kinder, die von der internationalen Kinderhilfsorganisation World Vision veröffentlicht wurde und sich mit dem „Pandemie-Erleben von Kindern in Deutschland und Ghana“ befasst, ist das „Mädchen in Deutschland mehr Care-Arbeit, also Hausarbeit und Betreuung von Geschwistern, leisten [mussten] als Jungen.“ Die vorliegenden Daten der 2021 befragten 2.500 Kinder im Alter von 6 bis 16 Jahren zeigen laut World Vision, „dass in beiden Ländern besonders Kinder aus Familien mit geringen sozioökonomischen Ressourcen und in Deutschland auch Kinder mit einem Migrationshintergrund starken Belastungen in der Covid-19-Pandemie ausgesetzt waren“. So hätten sie größere Probleme im Homeschooling und weniger Hilfe beim Lernen durch kompetente Bezugspersonen gehabt und seien durch finanzielle Probleme ihrer Familien stärker belastet worden. Wörtlich: „Seit der Pandemie haben wir es mit einer Verschärfung schon vorher bestehender Bildungs- und Generalionenungerechtigkeiten zu tun. Bei monatelangen Schulschließungen zum Schutz älterer Generationen wurde der Bildungserwerb von Kindern in die hauptsächliche Verantwortung der Familien gestellt. Was sie leisten konnten, entschied maßgeblich über den Bildungserfolg.“

Die Forschungsleiterin der World-Vision-Studie, Dr. Caterina Rohde-Abuba, hob bei der Vorstellung der Studie als „deren überraschendstes Ergebnis“ hervor, „dass gerade in Deutschland das Geschlecht eine Rolle für das Pandemieerleben von Kindern spielt“. Wörtlich: „Während familiäre Hausarbeit und die Betreuung jüngerer Geschwister in Ghana von Mädchen und Jungen in vergleichbarem Maße geleistet wurden, zeigen die Studiendaten für Deutschland eine deutlich stärkere Einbindung von Mädchen. Dies kann für sie, genauso wie für Erwachsene, zu einer Vereinbarkeitsproblematik zwischen Care-Arbeit, Bildung und Erholung führen. Während in der Öffentlichkeit die Pandemie als Krise für Frauen und Mütter breit diskutiert wurde, haben wir bisher völlig vernachlässigt, dass offensichtlich Care-Arbeit auch an Kinder weitergegeben wurde. Dass dies in Deutschland vor allem Mädchen betrifft, muss uns in Hinblick darauf, wie geschlechtergerecht die Sozialisation junger Menschen bei uns ist, sehr zu denken geben.“

Quelle: fpd 815

Jede fünfte Beschwerde betraf das Diskriminierungsmerkmal „aufgrund des Geschlechts“

Der Jahresbericht 2021 der Antidiskriminierungsstelle des Bundes (ADS) meldet, dass die Zahl der gemeldeten Fälle von Diskriminierung in Deutschland „auf hohem Niveau“ bleibt. Demnach sind im vergangenen Jahr „mehr als 5.600 Beratungsanfragen, die mit einem vom Allgemeinen Gleichbehandlungsgesetz (AGG) geschützten Diskriminierungsmerkmal zusammenhingen“, an die ADS gerichtet worden. Dies sei, so betont der Bericht „der zweithöchste Wert in der Geschichte der 2006 gegründeten Stelle“. Von den 2021 gemeldeten 5.617 Fällen bezogen sich 37 Prozent auf „rassistische Diskriminierung“, auf Platz 2 folgen die Merkmale „Behinderung und chronische Krankheiten“. Auf Platz 3 rangieren mit 20 Prozent die Diskriminierungen „aufgrund des Geschlechts“. Wesentlich weniger Vorwürfe betreffen die Diskriminierung „aufgrund des Alters“ (10 Prozent), „aufgrund von Religion und Weltanschauung“ (9 Prozent) und „aufgrund der sexuellen Identität“ (4 Prozent).
Quelle: fpd 813

Vertrauensstudie 2022: „Mädchen sind deutlich skeptischer als Jungen…“

Die Bepanthen­ Kinderförderung des Pharmakonzerns Bayer und die Universität Bielefeld haben mit ca. 1.500 Kindern (6-11 Jahre) und Jugendlichen (12-16 Jahre) eine „Vertrauensstudie 2022“ mit der Fragestellung „Wie sehr vertrauen Kinder und Jugendliche in sich, in andere und in ihre Zukunft? durchgeführt. Die weithin negativen Ergebnisse offenbaren einen beträchtlichen Mangel an Vertrauen in öffentliche Einrichtungen und Medien, wobei Mädchen eine noch größere Skepsis als Jungen an den Tag legten, und ein nur begrenzt entwickeltes Selbstvertrauen bekundeten.

Wesentliche Einzelergebnisse:

  • Nur jeder zweite Jugendliche vertraut der Bundesregierung (53,9 %), die Mehrheit vertraut den Medien nicht (71,6 %).
  • Ein deutlich höheres Vertrauen der Jugendlichen genießen mit 79,9 % die Polizei und mit 76, 1 % die Wissenschaften.
  • Jugendliche, die ihre Info bevorzugt den sozialen Medien entnehmen, zeigen zu 37,6 % eine starke Neigung zu Verschwörungsgedanken. Insgesamt besitzt ein Viertel der Jugendlichen (24,5 %) nur geringes Selbstvertrauen: zwei Drittel (63,6 %) vertrauen auch nicht in andere Menschen. Ein Viertel der Jugendlichen (25,8 %) blickt nicht optimistisch in die Zukunft, ihre Sicht ist von starken Ängsten geprägt.
  • Positive Erwartungen im Blick auf die ureigene persönliche Entwicklung äußert knapp die Hälfte der Jugendlichen (47,3 %).
  • Nur 19 % der Jugendlichen erwarten eine positive Entwicklung für die Gesellschaft; 34,8 % bewerten die Zukunft der Gesellschaft pessimistisch.

„Es gibt deutliche geschlechtsspezifische Unterschiede in der Ausprägung von Vertrauen“, heißt es in der Studie. Wörtlich: „Mädchen zwischen 12-16 Jahren verfügen über weniger Selbstvertrauen (Mädchen: 49,5 %; Jungen 58,5 %) und weniger Vertrauen in andere (Mädchen 49,5 %; Jungen 58,5 %) als gleichaltrige Jungen. Das Vertrauen in öffentliche Einrichtungen ist ebenfalls bei Mädchen schwächer ausgeprägt als bei Jungen. 60 % der Mädchen im Teenager-Alter sagen, dass sie wenig Vertrauen in öffentliche Institutionen haben, bei den Jungen sind es 42,8 %. Im Vergleich dazu gibt es bei den Kindern im Alter von 6-11 Jahren kaum geschlechtsspezifische Ausprägungen bei der Herausbildung von Vertrauen.“
Quelle: fpd 813

Studie der Bevölkerungsforschung: „Mehr Symmetrie in den Bevölkerungspyramiden bedeutet mehr Gleichberechtigung“

Das wichtigste Ergebnis einer Studie des Bundesinstituts für Bevölkerungsforschung (BIB) über den demografischen Wandel zwischen 1991 und 2021 in Deutschland – aus frauenpolitischer Sicht – ist, dass „viele Bevölkerungspyramiden hinsichtlich der Muster bei Männern und Frauen symmetrischer geworden [sind]. Dies deutet auf Fortschritte im Bereich der Gleichberechtigung hin. Sie zeigen sich etwa bei der Bildung und – etwas abgeschwächt – auch bei den Themen Erwerbsleben und Rentenbezug. Im höheren Alter sind Angleichungen zwischen den Geschlechtern vor allem im Hinblick auf die Lebensformen bemerkenswert.“

Die Studie beschreibt die Familien- und Lebensformen als einen Prozess der Individualisierung. Das familiäre Zusammenleben habe sich in den vergangenen drei Jahrzehnten verändert, insbesondere:

  • Die Phase der Familiengründung hat sich in ein höheres Alter verschoben. Eltern sind bei der Geburt ihrer Kinder heute fast drei Jahre älter als noch vor 25 Jahren.
  • Das traditionelle Modell der Vater-Mutter-Kind-Familie wurde vielfach von anderen Lebensformen abgelöst. Bei Frauen sank der Anteil derjenigen, die in einer Partnerschaft und mit Kind(-ern) in einem Haushalt leben, seit 1996 von 53 auf 37 Prozent.
  • Lebensformen ohne Partner/in haben zugenommen. Bei den Frauen waren 1996 etwa 80 Prozent von ihnen im Alter von 80 Jahren alleinstehend; mittlerweile trifft dies nur noch auf jede zweite Frau zu.
  • Die Lebens- und Familienkonstellationen sind „individueller und vielfältiger“ geworden. Insgesamt zeigt sich eine „zunehmende und weniger strikt am Alter orientierte Vielfalt im Lebenslauf“.
  • Diese Entwicklung hat „Folgen für die Zukunft: Beispielsweise gibt es immer mehr Kinderlose, für die sich im Alter auch die Frage nach einer außerfamiliären Betreuung stellt“.

Die Studie kann auf der Webseite des BIB unter www.bib.bund.de/broschuere-demowandel heruntergeladen werden.
Quelle: fpd 812