Service- und Vernetzungsstelle
für Gleichstellungsbeauftragte in Rheinland-Pfalz

„Care-Berufe müssen vom Klischee befreit werden, sie seien nur was für Frauen“

„Care-Berufe müssen vom Klischee befreit werden, sie seien nur was für Frauen“

30.09.2020

„Wenn Care-Berufe endlich aufgewertet würden, könnten sowohl die Nachwuchsprobleme im sozialen Bereich beseitigt als auch für die überwiegend weiblichen Beschäftigten im Care-Sektor attraktivere Zukunftsaussichten eröffnet werden“, so die Vorsitzende der dbb bundesfrauenvertretung, Milanie Hengst. Sie bezog sich auf eine im Juli erschienene Studie des Bundesfamilienministeriums, die „das große Interesse an Pflegeberufen bei jugendlichen Mädchen und Jungen“ belegt habe. Sie fügte hinzu: „Die kommunalen Arbeitgebenden müssen Care-Berufen endlich den finanziellen Wert zuordnen, den sie für unsere Gesellschaft haben – und zwar in Form attraktiver Arbeitsbedingungen und Gehälter. Nur dann kann es auch gelingen, die sozialen Berufe langfristig vorn Klischee zu befreien, das sei nur was für Frauen.“ Auch die „Erkenntnis aus der Corona-Krise, dass vor allem Mütter in sozialen Berufen arbeiten, muss in die Diskussion um eine attraktivere Vergütung der systemrelevanten Berufe einfließen“. Care-Berufe, so Hengst, seien Zukunftsberufe, und junge Menschen wollten sie „ergreifen, wenn die Rahmenbedingungen stimmen.“

Quelle: fpd 766

„Die neue EU-Gleichstellungsstrategie muss krisenfest gemacht werden, auch finanziell“

„Die neue EU-Gleichstellungsstrategie muss krisenfest gemacht werden, auch finanziell“

23.09.2020

Die Vorsitzende des Deutschen Frauenrats, Mona Küppers, erklärte anlässlich der Übernahme der EU-Ratspräsidentschaft durch Deutschland: „Gleichstellung ist in Corona-Zeiten wichtiger denn je. Denn die Krise vergrößert wie unter dem Brennglas die Ungleichheiten zwischen den Geschlechtern. Die Bundesregierung muss daher die neue EU-Strategie für die Gleichstellung der Geschlechter vorantreiben und krisenfest machen – vor allem auch in finanzieller Hinsicht.“ Küppers fügte hinzu: „Voraussetzung dafür ist, dass die Hälfte aller Corona-Hilfen Frauen zugutekommt. Denn heute werden die Weichen dafür gestellt, ob unser Zusammenleben, unsere Wirtschaft, unsere Beziehungen mit der Welt nach der Pandemie sozialer, friedlicher und umweltfreundlicher werden – oder das Gegenteil. Hier ist ‚fair share‘ von zentraler Bedeutung.“

Quelle: fpd 765

„Klare Position für ein geschlechtergerechtes Europa fehlt der deutschen Präsidentschaft“

„Klare Position für ein geschlechtergerechtes Europa fehlt der deutschen Präsidentschaft“

23.09.2020

Nach Ansicht der Präsidentin des Deutschen Juristinnenbundes, Maria Wersig, fehle es dem Programm für die deutsche EU-Ratspräsidentschaft „an einer klaren Positionierung für ein geschlechtergerechtes Europa“. Angesichts der in der Corona-Krise sichtbar gewordenen Benachteiligung von Frauen bedürfe es einer „konsequenten Strategie zur Förderung der Geschlechtergerechtigkeit“. Die EU-Richtlinie für Frauen in Aufsichtsräten stocke „seit 2018, weil die Bundesregierung blockiert“. Wersig: „Es wäre das richtige und lang erwartete Signal für ganz Europa, wenn diese Blockade unter deutscher Ratspräsidentschaft aufgegeben würde. Stattdessen wird das Thema ‚Frauen in Führungspositionen‘ im Programm der deutschen Ratspräsidentschaft einfach ausgespart, was auch mit Blick auf die deutschen nationalen Anstrengungen nicht nachzuvollziehen ist.“

Quelle: fpd 765

Die Nationale Gleichstellungsstrategie – „Meilenstein“, „Appell“ oder „kein Biss“?

Die Nationale Gleichstellungsstrategie – „Meilenstein“, „Appell“ oder „kein Biss“?

15.09.2020

Die von der Bundesregierung beschlossene erste ressortübergreifende Nationale Gleichstellungsstrategie wird erwartungsgemäß unterschiedlich beurteilt. Für Bundesfrauenministerin Franziska Giffey ist die Selbstverpflichtung des Kabinetts, bei allen Gesetzen und Förderprogrammen auf die Konsequenzen für Frauen und Geschlechtergerechtigkeit zu achten, „ein Meilenstein, der Maßstäbe für das Regierungshandeln und auch für weitere Legislaturperioden setzt“.

Die Vorsitzende der Gruppe der Frauen der Unionsfraktion, Yvonne Magwas, nennt es „grundsätzlich begrüßenswert, dass sich die Bundesregierung ihrer Vorbildfunktion bewusst ist und als ein Ziel ihrer ressortübergreifenden Gleichstellungsstrategie festgehalten hat, dass die gleichberechtigte Teilhabe in Leitungsfunktionen des öffentlichen Dienstes bis Ende 2025 für den Geltungsbereich des Bundesgleichstellungsgesetzes festgeschrieben wird“.

„8 Tage nach Übernahme der deutschen Ratspräsidentschaft ist Franziska Giffey als Gleichstellungsministerin ein Coup gelungen“, erklärte die Bundesvorsitzende der ASF und Europaabgeordnete Maria Noichl. Mit der nationalen Gleichstellungsstrategie sei Deutschland „Vorbild für europäische Nachbarinnen“ und agiere „Hand in Hand mit der europäischen Gleichstellungsstrategie für eine geschlechtergerechte Zukunft“.

Als „wichtige Kursvorgabe für gleichstellungsorientiertes Regierungshandeln“ begrüßte die Vorsitzende der dbb bundesfrauenvertretung, Melanie Hengst, das Projekt, mahnte aber, dass die Umsetzung „stringent und nachhaltig“ erfolgen müsse, „auch innerhalb der Bundesministerien und deren nachgeordneten Behörden“. „Es muss endlich Schluss sein mit dem Flickenteppich aus unterschiedlichen Standards“, forderte sie.

Mit der Nationalen Gleichstellungsstrategie setze die Bundesregierung zwar ein zentrales Vorhaben ihrer Gleichstellungsstrategie um, die Strategie habe jedoch „zu wenige Zielstellungen“, so die Vorsitzende des Deutschen Frauenrats, Mona Koppers. Denn „im Wesentlichen“ bündele sie „die bereits im Koalitionsvertrag vereinbarten Maßnahmen“. Der DF hätte „es begrüßt, wenn alle Ressorts verpflichtet worden wären, die Gleichstellung zum roten Faden all ihrer Vorhaben zu machen“. Dieser Faden fehle.

Quelle: fpd 765

 

 

„Das Konjunkturpaket der Bundesregierung setzt wichtige Impulse für die Gleichstellung“

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„Das Konjunkturpaket der Bundesregierung setzt wichtige Impulse für die Gleichstellung“

29.07.2020

Nach Bewertung durch Bundesfrauenministerin Franziska Giffey setzt das Konjunkturpaket der Bundesregierung zur Corona-Krise auch „wichtige Impulse für die Gleichstellung“. Die „Milliarden-Hilfen“ kämen „gerade auch Frauen zugute“, so die Ministerin. Wörtlich: „Die Corona-Krise hat gezeigt: Frauen halten den Laden zusammen – ob es um die Kinderbetreuung, um die Pflege Angehöriger, um Home Schooling oder um die systemrelevanten Berufe geht. Daher ist es wichtig, dass die Milliarden-Hilfen auch den Frauen zugutekommen. Ich freue mich, dass zum Beispiel das Programm für Überbrückungshilfen besonders auf Branchen fokussiert ist, in denen überdurchschnittlich viele Frauen arbeiten. Zusammen mit den Milliarden-Investitionen in eine gute Kinderbetreuungsinfrastruktur wird hier auch ein wichtiger gleichstellungspolitischer Impuls gesetzt, der Vereinbarkeit, Erwerbstätigkeit und Unternehmertum von Frauen nachhaltig unterstützt.“

Quelle: fpd 762

„(Keine) Gleichberechtigung in Talkshows – Männer als Experten, Frauen als Betroffene“

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„(Keine) Gleichberechtigung in Talkshows – Männer als Experten, Frauen als Betroffene“

22.07.2020

Der Spiegel untersuchte unter dem Titel „Wer das Sagen hat – Gleichberechtigung in Talkshows“, warum nur ein Drittel der Gäste Frauen sind. Diese „ungleiche Verteilung“, so das Nachrichtenmagazin, sei zwar „in Vor-Corona-Tagen annähernd ähnlich“ gewesen, in der Krise aber „besonders offensichtlich“.
Männer seien „die Experten“, ihnen werde die „größere Deutungshoheit zugestanden“, Frauen seien „vor allem betroffen“. Sie berichteten „vom Stress mit den Kindern, die sie zu Hause unterrichten, während sie gleichzeitig ihre Arbeit im Homeoffice erledigen“. Auch Krankenschwestern würden „eher als Leidtragende in die Sendungen geholt, weniger als Fachfrauen im Umgang mit Kranken“. Der Spiegel dazu: „In dieser Kategorie der Betroffenen sind die Frauen tatsächlich in der Überzahl.“ Der „einzige weibliche TV-Star der Corona-Berichterstattung sei die Virologin Melanie Brinkmann. Das Magazin zitiert die Rostocker Medienforscherin Elizabeth Prommer so: „Wir kultivieren das Bild eines Experten, der männlich zu sein hat. Die Abwesenheit der Frauen wiederum unterstellt, dass wir ihnen weniger zutrauen können. Sie können diesen Bildern zufolge keine Expertinnen sein oder wenn, dann nur als Sonderfall.“

Quelle: fpd 761