Service- und Vernetzungsstelle
für Gleichstellungsbeauftragte in Rheinland-Pfalz

Befürchtungen einer „entsetzlichen Retraditionalisierung“

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Befürchtungen einer „entsetzlichen Retraditionalisierung“

24.06.2020

Die Präsidentin des Wissenschaftszentrums Berlin für Sozialforschung (WZB), Prof. Jutta Allmendinger, äußerte ihre Befürchtungen in der ARD-Talkshow „Anne Will“: „Die Frauen werden eine entsetzliche Retraditionalisierung weiter erfahren. Ich glaube nicht, dass man das so einfach wieder aufholen kann und dass wir von daher bestimmt 3 Jahrzehnte verlieren. Wir sehen es ja an der Repräsentanz von Frauen in Führungspositionen, die jetzt schon wieder zurückgeht.“ Die Soziologin verwies darauf, dass der Arbeitsmarkt es kaum noch kompensieren könne, wenn Frauen wegen geschlossener Kitas und Schulen lange zu Hause seien oder noch mehr mit ihrer Arbeitszeit zurückgehen würden. Dies beträfe die Rente sowie Karrierechancen. Allmendinger sieht „Anzeichen für eine Rolle rückwärts“ und dass „sich gerade das Patriarchat zurückmeldet“.

Quelle: fpd 759

„Rückschritte in der Gleichstellung“

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„Rückschritte in der Gleichstellung“

24.06.2020

Die Bundesfrauenministerin Franziska Giffey hegt Befürchtungen, dass als Folge der Corona-Krise „Rückschritte in der Gleichstellung“ zu erwarten seien. Es seien „überwiegend“ die Frauen, die die aus geschlossenen Kitas und Schulen herrührenden Probleme bei der Vereinbarkeit von Familie und Beruf lösen müssten, erklärte sie gegenüber dem „Handelsblatt“. Wörtlich sagte sie: „Frauen schaffen es trotz all ihrer Talente, exzellenter Ausbildung und ihrem ganzen Einsatz immer noch zu selten in die Führungsetagen. Die Corona-Krise verstärkt diese Situation leider.“

Quelle: fpd 759

„Die meisten in der Corona-Krise systemrelevanten Berufe sind frauentypisch“

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„Die meisten in der Corona-Krise systemrelevanten Berufe sind frauentypisch“

04.06.2020

Das Institut der deutschen Wirtschaft (IW) macht in einer aktuellen Studie darauf aufmerksam, dass die meisten der in der Corona-Krise systemrelevanten Berufe als „typische Frauenberufe“ gelten. Eine Ausnahme mache lediglich der Bereich „Land- und Forstwirtschaft“.
Im Bereich „Biowissenschaftler und Mediziner“, der Medikamentenforschung und die Behandlung Erkrankter umfasse, habe sich der Frauenanteil von 44,6 % in 2003 um 2,6 Prozentpunkte auf 47,2 % in 2017 erhöht. Eindeutiger sei die Entwicklung bei den Gesundheitsfachkräften. Hier habe sich der Frauenanteil in demselben Zeitraum von 76,6 % um 4,0 Prozentpunkte auf 80,6 % erhöht. Ganz anders sei die Lage im Bereich „Land- und Forstwirtschaft und Fischerei“, in dem der relativ niedrige Frauenanteil von 25,6 % (2003) um -1,5 Prozentpunkte auf 24,1 % in 2017 weiter abgesunken sei. Hier seien 3 von 4 Beschäftigten männlich.

Quelle: fpd 758

Aufruf von 20 bundesweit aktiven Frauenverbänden: „Wann, wenn nicht jetzt!“

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Aufruf von 20 bundesweit aktiven Frauenverbänden: „Wann, wenn nicht jetzt!“

04.06.2020

Mit einem gemeinsamen Aufruf „Wann, wenn nicht jetzt!“ haben sich zwanzig bundesweit aktive Frauenverbände und Gewerkschaften an Bundesregierung und Arbeitgeber mit Forderungen zur Gleichstellungspolitik gewandt. So heißt es: „Wann, wenn nicht jetzt“ werde deutlich, „welches die Jobs sind, die das Überleben sichern und die unter Bedingungen der Corona-Pandemie als systemrelevant gelten“. Es seien die sogenannten „Frauenberufe“, die in Deutschland schlecht bezahlt und häufig unter schwierigen Arbeitsbedingungen erledigt würden. „Wann, wenn nicht jetzt“, werde deutlich, dass die Minijobs, in denen überwiegend Frauen arbeiteten, in die Armut führen, zumal diese Frauen kein Kurzarbeitergeld erhielten, weil sie nicht in die Arbeitslosenversicherung einzahlen.

Der Aufruf macht auch aufmerksam auf die Gefährdung der Frauen durch häusliche Gewalt, ihre doppelte Belastung durch Beruf und Care-Arbeit in den Familien sowie auf die besonderen Probleme von alleinerziehenden und geflüchteten Frauen.

Forderungen an die Politik:

  • „die finanzielle Aufwertung der Berufe in den Bereichen Pflege, Gesundheitswesen, Erziehung und Einzelhandel und eine Verbesserung der Arbeitsbedingungen. Dem Applaus und den Ankündigungen von Sonderboni müssen endlich eine ordentliche Tarifbindung und eine Erhöhung der Einkommen folgen.
  • die Abschaffung der Sonderregelungen für geringfügige Beschäftigung.
  • bundesweit einheitliche rechtliche Rahmenbedingungen und die Gewährleistung einer bedarfsgerechten und flächendeckenden Versorgung mit Beratungsstellen und Gewaltschutzeinrichtungen sowie eine Finanzierung, die allen Frauen und Kindern Schutz, Unterstützung und Beratung selbstkostenfrei ermöglicht.
  • Steuer-, Sozial- und Familienleistungen so aufeinander abzustimmen, dass sie zu einer tatsächlichen finanziellen Verbesserung für Frauen, insbesondere für Alleinerziehende führen.
  • Rahmenbedingungen und Arbeitszeiten zu schaffen, die es Müttern und Vätern ermöglicht, sich die Care-Arbeit gerecht zu teilen.
  • einen effektiven Gewaltschutz und unabhängige Beschwerdesysteme für geflüchtete Frauen und Männer in allen Gemeinschaftsunterkünften.
  • die Ausstattung von Gemeinschaftsunterkünften mit einem stabilen WLAN, um Teilhabe an Bildung und Beratungsangeboten sicher zu stellen.“

Quelle: fpd 758

„Traditionelle Rollenbilder verfestigen sich durch die Corona-Pandemie“

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„Traditionelle Rollenbilder verfestigen sich durch die Corona-Pandemie“

27.05.2020

Die Landesarbeitsgemeinschaft kommunaler Frauen- und Gleichstellungsbüros Niedersachsen(lag) befürchtet, dass sich durch die Corona-Pandemie traditionelle Rollenbilder verfestigen könnten. Schon bisher leisteten Frauen durchschnittlich 1 ½ Stunden täglich mehr unbezahlte Arbeit als Männer, mit der Folge erheblicher Nachteile durch Teilzeitarbeit, geringere Einkommen, niedrigere Renten und Altersarmut. Jetzt fordere die Corona-Krise einen „deutlichen zeitlichen Zuwachs an familiärer Sorgearbeit“. Die lag befürchte, „dass dieses ‚Mehr‘ ganz selbstverständlich von Frauen erwartet und überwiegend von ihnen geleistet“ werde.
Wörtlich heißt es in der Erklärung der lag: „Mit Nachdruck weist die lag auch darauf hin, dass die Aufwertung von Frauenberufen jetzt absolute Priorität haben muss. Diese Forderung steht ja schon lange im Raum, hat aber nun eine ganz neue gesellschaftliche Bedeutung bekommen. Denn in der Krise hat sich gezeigt, worauf es wirklich ankommt. Die systemrelevanten Berufe sind in den Blick gerückt, diejenigen, ohne die es nicht mehr läuft. Mehr denn je ist es erforderlich, für bessere Arbeitsbedingungen und eine angemessene Bezahlung in diesen Berufen zu sorgen.“

Quelle: fpd 757

„Für einen Ort, wo die Gleichstellung der Geschlechter visionär gedacht wird“

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„Für einen Ort, wo die Gleichstellung der Geschlechter visionär gedacht wird“

27.05.2020

Das „Bundesinstitut für Gleichstellung“, das in diesem Jahr gegründet werden soll, um sich – wie im Koalitionsvertrag vereinbart – „wissenschaftlich fundiert insbesondere Fragen der gerechten Partizipation von Frauen in Gesellschaft, Politik und Wissenschaft“ zu widmen, sollte nach Ansicht des Deutschen Frauenrats (DF) „die Umsetzung des Gleichstellungsauftrags aus dem Grundgesetz jenseits aktueller politischer Vorhaben und Wahlperioden im Blick haben und deshalb unabhängig aufgestellt sein“. DF-Geschäftsführerin Anja Nordmann: „Zu den zentralen Aufgaben gehören aus Sicht des DF sowohl die Bündelung, Erhebung und Vermittlung von Fachwissen als auch die Entwicklung politischer Maßnahmen und Strategien. Für eine konsistente Frauen- und Gleichstellungspolitik sind über die Legislaturperioden hinweg stabile Strukturen und Strategien erforderlich. Deshalb brauchen wir in Deutschland einen Ort, wo die Gleichstellung der Geschlechter visionär gedacht wird und der Politik, Verwaltung und Wirtschaft Dialog und Beratung angeboten werden.“

Quelle: fpd 757