Service- und Vernetzungsstelle
für Gleichstellungsbeauftragte in Rheinland-Pfalz

„Sofortige Festnahmen können helfen, häusliche Gewalt zu verringern“

Eine Studie des Leibniz-Instituts für Wirtschaftsforschung an der Universität München (ifo-Institut) zeigt, dass „Häusliche Gewalt eine allgegenwärtige Bedrohung für das Wohlergehen von Frauen weltweit ist. Viele Opfer werden wiederholt von ihren Partnern misshandelt. Eine mögliche, aber umstrittene polizeiliche Maßnahme zur Bewältigung dieses Problems ist, Verdächtige unmittelbar vor Ort festzunehmen.“ Die Studie geht, mit Daten aus Großbritannien, der Frage nach, „wie man häusliche Gewalt effektiv stoppen kann“. Laut der Studienergebnisse wird ein Viertel der mutmaßlichen Täter, ohne sofortige Festnahme, innerhalb von 96 Stunden erneut gewalttätig. Eine sofortige Festnahme könne nahezu all diese Taten verhindern. Zusätzlich gehe im darauffolgenden Jahr die Wahrscheinlichkeit einer Wiederholungstat um 50 Prozent zurück. Die Studie lege nahe, „dass die Festnahme einen direkten Einfluss auf den Rückgang der häuslichen Gewalt hat und die Opfer nicht etwa nur ihr Meldeverhalten ändern“, so das ifo-lnstitut.

Studie: www.ifo.de/publikationen/2023/aufsatz-zeitschrift/haeusliche-gewalt-und-die-hohe-anzahl-wiederholungstaten

Quelle: fpd 836

Studie offenbart hohe Prävalenz von geschlechtsbezogener Gewalt in der Wissenschaft

Als Schwerpunktthema im „CEWSjournal“ 2023/1 des Kompetenzzentrums Frauen in Wissenschaft und Forschung (CEWS) des GESIS – Leibniz-Instituts für Sozialwissenschaften in Köln, heißt es: „Erste Ergebnisse der UniSAFE-Umfragestudie zeigen hohe Prävalenz von geschlechtsbezogener Gewalt in der Wissenschaft“. Demnach hätten 62 Prozent der im Rahmen der Studie über 42.000 befragten Studierenden und Beschäftigen an Hochschulen und Forschungseinrichtungen angegeben, während ihres Studiums oder ihrer Tätigkeit mindestens eine Form von geschlechtsbezogener Gewalt erfahren zu haben; die Beschäftigen (73 Prozent) häufiger, als die Studierenden (58 Prozent). Die häufigste Form sei die psychische Gewalt mit einer Prävalenzrate von 57 Prozent, gefolgt von sexueller Belästigung (31 Prozent), ökonomischer Gewalt (10 Prozent), Online-Gewalt (8 Prozent), körperlicher Gewalt (6 Prozent) und sexualisierter Gewalt (3 Prozent). Die Umfrageergebnisse hätten zudem gezeigt, dass von allen untersuchten Gewaltformen Frauen und nichtbinäre Personen häufiger betroffen gewesen seien als Männer. Einzige Ausnahme bilde die körperliche Gewalt.
Bemerkenswert sei, dass lediglich 13 Prozent der Betroffenen einer geschlechtsbezogenen Gewalterfahrung diese auch gemeldet hätten; knapp zur Hälfte aus Unsicherheit in der Einschätzung, ob das Fehlverhalten der übergriffigen Person schwerwiegend genug gewesen sei, dies zu melden.
Quelle: fpd 831

Informationen für Eltern in leichter Sprache: „Kinder schützen leicht gemacht“

Das Institut zur Prävention von sexuellem Missbrauch, Amyna e.V., hat ein Heft unter dem Titel „Kinder schützen leicht gemacht“ herausgebracht, dass in leichter Sprache Eltern konkrete Informationen und passgenaue Tipps geben soll, die sie in ihrem Alltag umsetzen können, um ihre Kinder vor sexuellem Missbrauch und Gewalt zu schützen.

Weitere Informationen unter: https://amyna.de/wp/buchenbestellen/bestellung-broschueren-faltblaetter

Quelle: fpd 827

Rassismus und Extremismus im Hilfesystem für gewaltbetroffene Frauen

Der Paritätische Gesamtverband hat unter dem Titel „Gewaltschutz unter Druck – Umgang mit Rassismus und Rechtsextremismus im Hilfesystem für gewaltbetroffene Frauen“ eine kostenlose Broschüre veröffentlicht. Die Fachkräften des Hilfesystems, die laut aktueller Studienergebnisse ansteigend „von diskriminierenden, rassistisch motivierten oder rechtsextremen Äußerungen innerhalb der Einrichtungen und von Angriffen von außerhalb berichten“, Hilfestellung beim Erkennen und Einordnen der Phänomene geben und Handlungsmöglichkeiten eröffnen soll.

Download der Broschüre unter:
https://www.der-paritaetische.de/fileadmin/user_upload/Schwerpunkte/vielfalt-o-alternative/doc/gewaltschutz_unter_druck_web.pdf

Quelle: fpd 821

Einladung: (Hybride) Tagung zur internationalen Bedeutung von Community Ansätzen für Prävention von Gewalt gegen Frauen

Die University of Applied Sciences Hamburg lädt zu einer hybriden Fachveranstaltung am
Montag, den 12.12.2022 von 14:00 bis 17:00 Uhr an der Hochschule für Angewandte Wissenschaften Hamburg
(Alexanderstraße 1, 20099 Hamburg) ein.

Auf der Tagung werden die Ergebnisse einer international vergleichenden Metastudie zur Bedeutung lokaler Communities und zivilgesellschaftlicher Akteur*innen für die Prävention von häuslicher Gewalt, den Schutz und die Unterstützung von Gewaltbetroffenen vorgestellt und anwendungsbezogen diskutiert. Die Studie wird im Rahmen des Bundesinnovationsprogramms „Gemeinsam gegen Gewalt gegen Frauen“ gefördert.
Community-, nachbarschaftsbezogene Ansätze zur Prävention von und Intervention bei häuslicher Gewalt könnten zum einen der „missing link“ zwischen der Ebene der Betroffenen und dem Hilfesystem sein; zum anderen können sie die Handlungsmöglichkeiten in die Zivilgesellschaft hinein erweitern und nachhaltige Veränderungen im Bereich der (genderbezogenen) Normen und Haltungen der Menschen vor Ort anstoßen/unterstützen.
Sie setzen dort an, wo die Gewalt ausgeübt wird – dort wo die Menschen wohnen, in den Nachbarschaften und Stadtteilen. Stichworte sind hier: Zivilcourage, die Kraft sozialer Netzwerke und aufgeklärter Multiplikator*innen. Exstierende Studien und Projekte aus verschiedenen Ländern können den Wert dieser Ansätze anschaulich belegen.
Vor dem Hintergrund der langjährigen wissenschaftlichen und anwendungsbezogenen Auseinandersetzung mit der Bedeutung von lokalen Communities im Kontext der Prävention häuslicher Gewalt hat Frau Prof. Dr. Sabine Stövesand das Vorhaben einer Metastudie entwickelt, die aktuell vom Institut „Social Insight“ (Schinznach, Schweiz) erstellt wird. Ausgewertet werden über 100 Projekte weltweit, die zum Engagement von Nachbarschaften und lokalen Communities zu Gewalt gegen Frauen arbeiten.

Inhaltlich wird es u. a. darum gehen, wie die Erkenntnisse der Metastudie Impulse geben können

  • zur Entwicklung von Curricula/Handreichungen für Qualifizierungen und Trainings von Fachkräften sowie von informellen Multiplikator*innen auf Stadtteilebene,
  • zur Entwicklung zielgruppengerechter Informationen zu geschlechtsbezogener/häuslicher Gewalt für die lokale Bevölkerung,
  • für den verbesserten Zugang zu Unterstützung für bisher nicht oder unzureichend erreichte und/oder besonders vulnerable Zielgruppen,
  • für neue kommunale Kooperationen sowie die Aktivierung des gesamten Gemeinwesens zum Schutz von Frauen vor Gewalt,
  • zur konzeptionellen und qualitativen Weiterentwicklung von Erstanlauf-, Schutz- und Beratungsangeboten unter dem Aspekt der Niedrigschwelligkeit,
  • für die gezielte Arbeit in Richtung der Veränderung von Normen und Bewusstsein in Bezug auf Geschlechterkonzepten sowie die Interventions- und Unterstützungsbereitschaft aus der Zivilgesellschaft,
  • für eine nationale Präventionsstrategie.

Programm
14:00 – 17:00 Uhr (inklusive Pause)
Begrüßung
durch Vertreter*innen der Hochschule, aus dem Bundesfamilienministerium und der Sozialbehörde Hamburg
14:30 Uhr
Darstellung der Studienergebnisse
durch die Studienleitung Frau Prof. Dr. Sabine Stövesand (HAW Hamburg, Dept. Soziale Arbeit) und Daniela Gloor und Hanna Meier (Social Insight Schweiz)
Fragen und Kommentare
der Tagungsteilnehmenden zu den Studienergebnissen
15:30 Uhr – Kurze Pause
15:45 – 16:15 Uhr
Impulsvorträge zu erfolgreicher community-basierter Praxis

  • Dr. Cristy Trewartha (Neuseeland), Director of „Change Strategy and Research“:
    Action Plan for the National Strategy to Eliminate Family Violence and Sexual Violence. Zur Entwicklung einer diversitätssensiblen, integrativen nationalen Präventionsstrategie in Neuseeland
  • Mag. Maria Rösselhumer (Österreich), Geschäftsführerin der Nationalen Helpline und Autonomen Frauenhäuser; Leiterin StoP Österreich:
    Erfahrungen und Erkenntnisse aus der Nachbarschaftsbezogenen Präventionsarbeit zu häuslicher Gewalt

16:15 Uhr
Roundtable
mit Vertreter*innen aus Politik, Wissenschaft, Praxis und NGO zu der Frage:
Wie können Erkenntnisse und Befunde aus der Studie und den Praxisberichten in lokalen/kommunalen Kontexten, auf Landesebene und im Rahmen einer nationalen Präventionsstrategie genutzt und wirksam werden?
17:00 – Ende

Eine Teilnahme in Präsenz vor Ort ist in begrenztem Umfang möglich. Ein Link zur Online-Teilnahme wird kurz vor der Tagung verschickt.
Eine Anmeldung für die Tagung ist bis zum 15.11.2022 an Moana.Kahrmann@haw-hamburg.de möglich. Bitte folgende Informationen mitsenden:

  • Name:
  • Anrede:
  • Organisation:
  • Funktion:
  • E-Mail:
  • Teilnahme Online oder in Präsenz:

„Erklärung von Dublin“: Mit Gleichstellung der Geschlechter Gewalt jedweder Art verhindern!

38 Mitgliedsstaaten des Europarats haben Ende September 2022 unter der Präsidentschaft von Irland eine „Erklärung von Dublin“ unterzeichnet, mit der sie sich zu „Maßnahmen der Förderung der Gleichstellung der Geschlechter verpflichten, um hiermit zur Verhinderung von häuslicher, sexualisierter und geschlechtsbezogener Gewalt beizutragen“. Die „Erklärung von Dublin“ ist nach Mitteilung des Europarats „angelehnt an die Istanbul-Konvention des Europarats zur Verhütung und Bekämpfung von Gewalt gegen Frauen sowie an Sachverständigenberichte über die bisherige Umsetzung der Konvention durch die Staaten“.
Die „Dublin Declaration“ liegt in der englischsprachigen Originalfassung vor: https://www.gov.ie/en/publication/f34c6-dublin-declaration/
Quelle: fpd 815